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Editorial

Websites auf Kopfdruck?

Mein Opa meinte damals immer zu mir, wenn etwas zu schön sei, um wahr zu sein, sei es das meist auch nicht. Erst seit Kurzem wird eine bereits länger bekannte Technologie ziemlich stark gehypt: Künstliche Intelligenz erstellt beliebige Bilder. Man kann kaum noch eine Zeitschrift aufschlagen, ohne einen Bericht über die neue Bilderwelt zu sehen. In deren Schatten segeln auch gleich noch diverse KI-basierte Textautomaten mit. Die Vorgehensweise ist prinzipiell immer gleich. Man gibt in einem Suchschlitz ein Wort oder eine kurze Beschreibung eines Themas ein und die KI wirft nach kurzer Denkpause das Ergebnis aus: „Ein Hamster mit roter Mütze läuft Schlittschuh“ oder „Eine Zahnärztin würfelt Euromünzen in einer Coladose“. Die Ergebnisse sind zum Teil wirklich beeindruckend, solange genug Fantasie bei den Bildelementen vorhanden ist. Konkrete, reale Situationen funktionieren – bisher – noch nicht so gut. Aber das ist alles nur eine Frage der Zeit. Bald werden wir wohl Systeme nutzen können, die uns fotorealistisch jede denkbare Situation abbilden.

Und was die automatische Texterstellung angeht, können sich die Ergebnisse ebenfalls heute schon sehen lassen. Maschinen lernen schnell, wie wir einen Text mögen, wie er uns berührt, uns überzeugt oder leichter lesbar ist. Viele Menschen schreiben Webtexte ohne Ausbildung – warum auch? Schreiben kann doch jeder? Dass dies ein Irrglaube ist, kann man jedem Tag im Web erleben. 

Bei der ganzen Freude über „alles auf Automatik“ werden allerdings oft einige wichtige Punkte vergessen. Was wird Google zu automatisch generierten Texten sagen? Das wird wie Spam behandelt, heißt es von dort offiziell. Aber wird man den Automatentext auch zuverlässig erkennen können? Was ist eigentlich mit den Urheberrechten? Schließlich trainieren sich die Automaten mit unser aller Bilder und Texten, die wir im Web publizieren. Können Automaten wirklich Neues im Sinne von nützlichem Neuem erfinden? Oder bekommen wir künftig immer die gleichen Fakten vorgesetzt, nur neu aufgekocht und einmal mehr umgerührt?

Und: Muss Google wirklich erkennen, welcher Text von einem Menschen oder von der Maschine verfasst wurde? Hier liegt ein weitverbreiteter Denkfehler: Menschentext = gut, Maschinentext = schlecht. Aber so einfach ist es nicht. Google könnte sich auch entscheiden, einen maschinellen Output zu ranken. Und – Achtung! – alle anderen inhaltlich ähnlichen Texte, egal von wem verfasst, einfach als Dublette auszufiltern. Solange keine wirklich neuen, nützlichen Inhalte dazukommen, bleibt das Dokument der Sieger. Da Maschinen aber auf absehbare Zeit eben das nicht produzieren können, bleibt dann der Gewinner ganz am Ende doch: Ein fachkundiger Mensch?