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Editorial

"Alte Männer, die aufs Internet starren“

Diesen Kommentar twitterte „videopunk“ und traf damit wohl den Kern der Kritik an der ARD mit ihrer neuen Vorabendshow „Gottschalk Live“. Viele hatten sich darüber aufgeregt, dass die Werbeunterbrechungen der ersten Sendung wohl suboptimal eingetaktet wurden. Die eigentliche Herausforderung für die ARD liegt aber sicherlich darin, dass man es einfach nicht richtig hinbekommt, das Internet als Rückkanal zu nutzen. Und jetzt Achtung: Nur 6,7 Prozent der 14- bis 49-Jährigen sahen überhaupt zu! Und deren kritische Beiträge in forum.daserste.de und wohl ganze Threads wie z. B. http://forum.daserste.de/showthread.php?p=2614523 wurden zum Teil nachweislich entfernt.

Das rief den Zorn der Gebührenzahler verständlicherweise erst so richtig hervor. Antenne Bayern (ein privater Radiosender) empfahl dann auch am nächsten Tag: „Liebe ARD, eine Zensur findet nicht statt, wir sind doch hier nicht in Syrien.“ Was der ARD nicht gefiel, lässt sich (noch) im Google Cache nachlesen. Noch nicht mal richtig löschen können sie, denn selbstverständlich kann man als Seitenbetreiber auch die Cache-Inhalte der Suchmaschinen entfernen. Eine entsprechende Anfrage von Website Boosting bei der ARD bezüglich der Zensur blieb bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet. Liebe ARD, was man auch immer unter „Web 2.0“ verstehen will, eines ist sicher: Es bedeutet das Ende des Monologs!

„Alte Männer, die aufs Internet starren“ – dies trifft zumindest auf den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer nicht zu. Er starrt noch nicht mal darauf. Natürlich hat er eine Facebookseite, aber die wird von einem Mitarbeiter bestückt und er hat sie selber noch nicht einmal gesehen. Zu Facebook geht er nicht. „Fragen Sie ihn [den Mitarbeiter, Anm. d. R.], was ich poste“, zitieren ihn die Nürnberger Nachrichten. Dies sind nur zwei von unzähligen Beispielen, über wie wenig eigene Erfahrung ältere Menschen, die an der Gestaltung unseres Landes wesentlich beteiligt sind, augenscheinlich verfügen. Ist das Internet noch immer so nebensächlich, dass es außer Acht gelassen werden darf? Ist es gut, wenn in hohen Gremien Leute sitzen, die über Dinge wie z. B. den Datenschutz (mit)entscheiden und auf Zuflüstern angewiesen sind, weil sie in Wirklichkeit wenig Ahnung haben, worum es genau geht? Ist das Internet gerade für Deutschland denn kein wichtiges Zukunftsfeld? Ist das mangelnde Web-Wissen der Entscheider – auch in den Unternehmen – ein Hemmnis für das wirtschaftliche Wachstum? Haben Sie das Gefühl, da könnte sehr viel mehr gehen, wenn die Schiffschaukelbremser da oben etwas offener für Neues wären?

Was sind Ihre Erfahrungen?