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Editorial

Big Data … Manager?

Die neue Sau, die durch alle IT-Dörfer getrieben wird, hat auf dem Seitenaufkleber diesmal „Big Data“ aufgedruckt. Eigentlich ist der Begriff sehr missverständlich, denn es geht im Kern beim Thema Data gar nicht um „Big“, also das Handling großer Datenmengen. Ob die Datenbank nun 1 Tera- oder 20 Petabyte hat, ist doch heutzutage im Grunde relativ egal, wenn man genügend Geld für Hardware und geschickte Informatikspezialisten hat. Es geht vielmehr um „Unstructured Data“. Unternehmen speicherten in den letzten Jahrzehnten sowieso nahezu alle Daten, deren sie habhaft werden konnten. Die ERP-Anbieter, allen voran SAP, verdienten gut mit dem Versuch, die unterschiedlichen Datenquellen zu verknüpfen und auswertbar zu machen. Das gelang freilich selbst mit „Data Warehouses“ (Aufkleberinhalt einer älteren, schon sehr angegrauten Sau) nie so ganz.

In den letzten Jahren kamen durch den Online-Boom nun gefühlt einige Fantastillionen an Daten dazu. Wurde früher gespeichert, dass Hans Musterfrau zwei Büstenhalter gekauft hat (i. w. Datum, Preis, Farbe, Größe, Artikelnummer), erzeugt heute ein einziger solcher Kauf in einem Online-Shop prinzipiell auswertbare Daten in einer Menge, die bei traditionellen Versendern in Summe über alle Kunden und pro Tag anfielen: Herkunft, Kanal, Cookie, Browserfingerprint, ggf. Suchwort, Kampagne, Besuchshäufigkeit, Seitenanzahl, Besuchsdauer, Dauer einzelner Seiten, Bewegungsmuster, Looks to Book, Anzahl Mausklicks, Warenkorbinhalte (Datum, Preis, Farbe, Größe, Artikelnummer), Teilnahme an und Reaktionen auf Tests, Interaktionen wie Bewertungen, die Nutzung von Social-Media-Buttons etc., weitere Interessen, Löschen von Artikeln aus dem Warenkorb und vieles mehr. 

Warum kauften am 16. September letzten Jahres weniger Menschen im Shop ein als dieses Jahr? Besseres Marketing in diesem Jahr? Schlechtes Wetter? Ein Brücken- oder gar variabler Feiertag? Fuhren große Mitbewerber starke Preisaktionen? War der Server teilweise überlastet und die Antwortzeiten zu lange? Gab es ein Update bei Google und kurzfristige Rankingeinbrüche? Hatten die größeren Einkaufszahlen auch wirklich höhere Gewinne zur Folge, wenn man Retouren berücksichtigt? Wer würde abstreiten wollen, dass man nicht nur für eine ehrliche(!) Erfolgsbeurteilung, sondern auch für eine vernünftige Steuerung des eigenen Business diese und viele andere Fragen beantwortet haben müsste. Ironischerweise liegen alle diese Daten bereits mehrfach in elektronischer Form vor, aber eben an sehr vielen unterschiedlichen Stellen und völlig unterschiedlich strukturiert.

Brauchen wir einen neuen Typ (Online-)Business-Analyse-Experten? Einen hoch spezialisierte(n) Big-Data-Manager bzw. eine Big-Data-Managerin? Brauchen wir sie jetzt – oder erst in fünf bis sechs Jahren, wenn die Hochschulen den Sog erkannt haben? Was meinen Sie? Schreiben Sie mir unter chefredaktion@websiteboosting.com. Ich freu mich auf Ihre Meinung!