Warum funktioniert Neuromarketing so gut?

Sarah Weitnauer
Sarah Weitnauer

Die Psychologin Sarah Weitnauer befasst sich seit über zehn Jahren mit Psychologie und Online-Marketing, war SEO-Managerin in einer Agentur und führt seit diesem Jahr ihre Agentur PSYKETING. Hier berät sie Kunden zu Synergieeffekten von Marketing und Psychologie unter Berücksichtigung von SEO.

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40.000 Jahre Erfahrung und nichts dazugelernt – so jedenfalls könnte man die Quintessenz der Entwicklung des menschlichen Gehirns formulieren. Und ja, das ist Fakt: Seit der Steinzeit hat sich unser Gehirn kaum weiterentwickelt. Während wir gerade in den letzten zwei Jahrzehnten immensen technologischen Fortschritt erwirkt haben – quasi in Lichtgeschwindigkeit –, ist unser Gehirn auf genau dem Entwicklungsstand geblieben, auf dem es vor 40.000 Jahren schon war.

Während wir im Tesla sitzen, tickt das Gehirn noch genauso wie zu der Zeit, als Mammuts durch die Landschaft streiften. Es sind die gleichen tief verankerten Muster und Mechanismen, genauer Überlebensmuster, wie damals – nur in einer deutlich komplexeren (Online-)Welt. Und deshalb ist Neuromarketing auch so effektiv: Wir können vorhersehen, welche Trigger welche Reaktionen auslösen. Und wenn wir diese Trigger im Online-Marketing einsetzen, ist das ein regelrechtes Boosting mit einer umso größeren Wahrscheinlichkeit für qualitative Leads und Verkäufe. Es geht dabei gewiss nicht um aggressive Hacks mit der Brechstange, also so etwas wie: „17 Leute schauen sich gerade dieses Zimmer an und überhaupt bewegt sich halb Europa auf dieses Hotel zu – ALSO BUCH JETZT.“ Ebenso geht es nicht um die offensichtlich inflationären Stressmacher nach Art „NUR NOCH HEUTE 70 %“. Immerhin da kann das Steinzeitgehirn mittlerweile mithalten und das Bullshitmeter springt an: „Ganz ehrlich? FUCK YOU. Hier kaufe ich jetzt ganz sicher nichts und auch nie wieder. Ich lasse mich doch nicht manipulieren, ihr [&%§$%].“ Eines muss klar sein: Um Manipulation geht es im Neuromarketing gewiss nicht. Es geht um psychologische Trigger: nicht anschreiend, sondern filigran, emotionalisiert und clever. Es geht um Trigger, die das Steinzeitgehirn nicht bemerkt, auf die es aber voll anspringt. Und mit diesen Triggern klingelt manche Kasse umso lauter. Wenn wir Psychologie ins Marketing einbeziehen, beziehen wir zwei wichtige Aspekte ein: unbewusste emotionsgesteuerte Entscheidungen und automatische Reaktionen auf bestimmte Reize. Und wenn wir Marketingstrategien entwickeln, die auf der menschlichen Wahrnehmung und den zugrunde liegenden psychologischen Mechanismen beruhen, schaffen wir zeitlose Botschaften. Es ist egal, wie sich Trends verändern, also Konventionen rund um den Aufbau von Websites, die eingesetzten Schriftarten, Modefarben oder Stile. Solange wir mit Neuromarketing die Grundbedürfnisse und Grundmechanismen des Gehirns gezielt ansprechen, bleiben unsere Marketingmaßnahmen relevant. PSYKETING-TAKE-AWAY Die Welt mag sich ändern und das im schnellen Tempo, aber Psychologie bietet stets ein zeitloses Fundament, auf dem du erfolgreiche Marketingkampagnen aufbauen kannst. Und dabei wird es auch bleiben. Denn wenn das Gehirn sich die letzten 40.000 Jahre nicht verändert hat, wird es morgen nicht so weit sein.