Die naheliegende Antwort: Das Rechenzentrum, in dem die Website liegt, nutzt Ökostrom. In der Realität ist die Antwort viel komplizierter und der Markt sehr intransparent. Denn Strom wird oft durch Kompensationszertifikate – völlig legal – grün gelabelt.
Der CO2-Doc fragt: Was ist Green Hosting?
Wie können Website-Betreiber sicherstellen, dass sie auf echtes Green Hosting setzen? Laut Wikipedia (en.wikipedia.org/wiki/Green_hosting) handelt es sich dabei um „Internet-Hosting, das Strategien zur Reduzierung der Umweltauswirkungen seiner Aktivitäten beinhaltet“. Diese schwammige Definition erinnert an andere sogenannte „Green Claims“ wie klimaneutral oder CO2-reduziert, die oft irreführend in Green-Washing-Kampagnen verwendet werden. Deshalb plant die EU, deren Verwendung ab 2025 in der „Green Claims Direktive“ zu regulieren. Dann muss angegeben werden, wie genau Emissionen reduziert wurden, und Kompensation muss explizit benannt werden. Denn bei Verbrauchern hat sich längst herumgesprochen: Reduktion ist besser als Kompensation. Als Naturwissenschaftler behaupte ich sogar: Klimaneutral wäre nur etwas, was gar nicht existiert. Viele Hoster schreiben auf ihren Websites Dinge wie „100 % Ökostrom“ oder „klimaneutrales Hosting“, ohne das zu belegen. Woher kommt der Ökostrom? Wird er selbst produziert? Oder wird er durch den Erwerb billiger Kompensationszertifikate lediglich grün gelabelt? Diesem Wildwuchs schieben die neuen EU-Regularien zukünftig hoffentlich einen Riegel vor. Echte Green-Hoster stellen auf ihrer Website Herkunftszertifikate für den in ihren Rechenzentren verwendeten Strom zur Verfügung. Im Zweifel sollte man direkt beim Kundensupport nachfragen, woher er kommt. Erhält man keine oder ausweichende Antworten, wird wahrscheinlich lediglich kompensiert. Ob das den eigenen Ansprüchen genügt, muss jeder Website-Betreiber selbst entscheiden und gegebenenfalls wechseln. Auch wenn das Aufwand bedeutet. Für die Suche nach einem passenden Provider und zum Prüfen des Status jeder beliebigen Domain stellt die Green Web Foundation zwei kostenlose Datenbanken zur Verfügung, in denen knapp 300 „grüne“ Hoster weltweit gelistet sind. Leider wird hier noch nicht zwischen echtem Ökostrom und durch Zertifikate grün gelabeltem Strom unterschieden. Das muss man beim Hoster selbst prüfen. Eine mögliche Lösung wäre eine Klassifizierung ähnlich den Energieeffizienzklassen bei Elektrogeräten. Hoster, die 100 % ihres Stroms selbst nachhaltig produzieren, bekämen die Klasse A, während Anbieter, die ausschließlich fossile Energie einsetzen, in Klasse G eingestuft würden. Und wer ausschließlich Zertifikate einkauft, bekommt die Klasse F. Dazwischen liegen alle Anbieter, die zumindest anteilig Ökostrom nutzen. Wenn wir das System weiterdenken, dann könnten die Energieeffizienz des Rechenzentrums, die Abwärmenutzung, der Wasserverbrauch und der Hardware-Lebenszyklus ebenfalls in die Bewertung einbezogen werden. Neben mehr Transparenz würde das auch den Druck auf Hoster erhöhen, umweltfreundlicher zu werden, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Abbildung 1: Links: Informationen zum Green-Hosting-Status einer beliebigen Domain abrufen (www.thegreenwebfoundation.org/green-web-check/) Abbildung 2: Einen grünen Hoster für bestimmte Services wie Hosting, Storage, CDN etc. finden (app.greenweb.org/directory/)
