Web Analytics mit Piwik –

so starten Sie durch! Teil 1

Britta Behrens
Britta Behrens

Britta Behrens ist Digital-Marketing-Managerin bei der Volz Personalberatung am schönen Kölner Rheinauhafen. Sie beschäftigt sich intensiv mit Personal-Branding, Content-Marketing & Social Selling auf LinkedIn. Darüber hinaus gibt sie ihr Wissen als Beraterin, Keynote Speakerin und Autorin auf zahlreichen Events, Konferenzen, in Fachmagazinen und Workshops weiter. Sie liebt aktives Networking sowohl digital wie auch offline. Sie ist Gastgeberin des LinkedIn Local Cologne Networking-Events. In Ihrer Freizeit ist sie verrückt nach Golf und lässt den Abend gerne bei einem guten Glas Gin Tonic ausklingen.

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Alexander Gulentz
Alexander Gulentz

Alexander Gulentz verantwortet als Managing Director bei Piwik PRO, einem europäischen Analytics-Anbieter, den DACH-Markt. Gestartet hat er seine Karriere als Webentwickler. Im Laufe der Zeit hat er sich auf das Thema Webanalyse spezialisiert. Als Analytics-Experte hat er sich im deutschsprachigen Raum etabliert und wird von Branchenkollegen geschätzt. Sein Wissen teilt er regelmäßig als Autor und Speaker auf Konferenzen.

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Mit Piwik steht Ihnen eine mächtige Open-Source-Plattform im Bereich der Web Analytics zur Verfügung. Es besticht durch seine vielfältigen Analysemöglichkeiten und die hohen Sicherheitsstandards im Bereich der Datenkontrolle und des Datenschutzes. Bei Piwik bleiben Sie immer Besitzer Ihrer Daten und handeln datenschutzkonform. Die Community-Version ist kostenfrei und wird weltweit sowohl von Einzelpersonen als auch von großen Unternehmen eingesetzt. Die Integration von Piwik ist leicht nachzuvollziehen und es lässt sich schnell installieren. Die Bedienung selbst ist intuitiv. Der folgende Beitrag liefert Ihnen ausführliche Hintergrundinformationen zu Piwik und zeigt Ihnen anschaulich, wie Sie Piwik bequem einrichten und als mögliche Alternative zu Google Analytics zukünftig einsetzen können.

Jeder Website-Betreiber und auch jedes Unternehmen, das sich intensiv Gedanken macht, zukünftig die Performance und Usability (Benutzerfreundlichkeit) der eigenen Website und die damit verbundenen Online-Aktivitäten zu untersuchen, kommt heutzutage verständlicherweise zuerst mit Google Analytics in Berührung. 83 % Marktanteil sprechen vermeintlich eine deutliche Sprache. Doch neben dem Branchenprimus tummelt sich eine Vielzahl attraktiver und vor allem professioneller Lösungen, die es wert sind, genauer betrachtet zu werden, und über deren Einsatz man einmal genauer nachdenken sollte. Denn in Sachen Funktionalität, Usability und Datensicherheit haben diese einiges zu bieten. Piwik ist eine solche Web-Analytics-Plattform.

Fragen, die Sie sich vor einem Einsatz einer Web-Analytics-Software unbedingt stellen sollten

Falls Sie bereits eine Analytics-Lösung einsetzen, aber noch nicht hundertprozentig überzeugt sind, ob diese all Ihre Anforderungen wirklich erfüllt, macht es Sinn, ein Audit des derzeitigen Status quo vorzunehmen und Ihre Aktivitäten im Bereich der Webanalyse zu bewerten. Wenn Sie vor der Entscheidung stehen, zum ersten Mal eine Web-Analytics-Lösung einzusetzen, dann sollten Sie sich mit den Fragen aus Abbildung 1 intensiv beschäftigen.

Fragen vor dem Einsatz von Web Analytics

  • Welche Web-Analytics-Software gibt es auf dem Markt?
  • Gibt es kostenlose Tools, die ich gezielt einsetzen kann?
  • Welche Vor- und Nachteile haben sie?
  • Was leisten kostenpflichtige Analytics-Tools im Gegensatz zu ihren kostenlosen Pendants?
  • Wo sollen die Daten gespeichert werden? Beim Software-Anbieter oder auf dem eigenen Server?
  • Wie agiere ich datenschutzkonform beim Thema Webanalyse? Was muss ich unbedingt beachten?
  • Benötige ich technische Hilfe bei der Einrichtung?
  • Kann ich die Web-Analytics-Software im täglichen Einsatz selbstständig betreiben oder benötige ich Hilfe?
  • Was möchte ich auf der Website konkret messen?
  • Welche Key Performance Indicators (KPI) möchte ich langfristig messen?
  • Welche personellen Ressourcen habe ich zur Verfügung, die Analyse-Software einzusetzen?
     

Wenn Sie diese Fragen im Hinblick auf Ihre persönlichen Anforderungen beantworten, können Sie eine Auswahl treffen und sich für einen Anbieter entscheiden. Natürlich ist es auch möglich, mehrere Tools und Plattformen miteinander zu vergleichen und gegebenenfalls parallel einzusetzen. Dies ist aber eher bei großen Unternehmen der Fall, die mehr Manpower und mehr Zeit zur Evaluation haben. Wenn Sie allein oder als Kleinunternehmer agieren, sollten Sie sich zu Beginn auf eine Lösung konzentrieren und sich mit dieser Lösung intensiv auseinandersetzen.

Wenn Sie eine kostengünstige Alternative zu Google Analytics suchen, die Ihnen alle Freiheiten in der Webanalyse bietet, intuitiv zu bedienen ist und dabei gleichzeitig einen großen Wert auf Datensicherheit und Privatsphäre legt, könnte Piwik eine ideale Lösung für Sie oder Ihr Unternehmen sein.  

Piwik ist Open Source – die Mission von Matthieu Aubry

Piwik ist mit 2,7 Millionen Installationen die weltweit bekannteste und am meisten eingesetzte Open-Source-Web-Analytics-Plattform. Sie wurde 2007 von Matthieu Aubry entwickelt und direkt unter Open-Source-Lizenz veröffentlicht. Das Ziel war von Anfang an, Websitebetreibern und Unternehmen ein professionelles Webanalyse-Tool zur Verfügung zu stellen, das den Nutzern die Kontrolle ihrer Daten überlässt, aussagekräftige Analysen liefert und gleichzeitig die Privatsphäre der Websitebesucher schützt und respektiert.

Datenkontrolle & Datenschutz

Die Datenkontrolle und der Datenschutz sind zwei wichtige Aspekte, die mit Piwik häufig als Erstes in Verbindung gebracht werden. Das System ist keine SaaS-Lösung (Software as a Service), sondern wird auf dem eigenen Server (On-Premises) gehostet und vorgehalten. Ein Datenzugriff von Dritten erfolgt nicht. Sie bleiben vom ersten Moment an Besitzer Ihrer Daten und entscheiden selbst, welche Auswertungen Sie vornehmen möchten. Die Daten Ihrer Websitebesucher werden so erfasst, dass sie den Datenschutzanforderungen der EU und dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) entsprechen. In diesem Zusammenhang stellt Piwik den Websitebetreibern eine komfortable Opt-out-Funktion zur Verfügung. Diese wird direkt in die Website integriert und kann von Usern genutzt werden, die nicht länger getrackt werden möchten. Auf diese Weise steht eine rechtssichere Widerspruchs-Option zur Verfügung. Bei anderen Tools kann ein Widerspruch nur sehr umständlich vom Websitebesucher vorgenommen werden. Rund um das Thema Datenschutz mit Piwik wird es innerhalb der Serie einen eigenen, ausführlichen Artikel geben, der alle wichtigen Aspekte beleuchtet und verständlich zusammenfasst. Eine Vertiefung an dieser Stelle würde den Rahmen sprengen.

Wenn das Thema Sicherheit im Bereich der Webanalyse oberste Priorität genießt, geht man mit Piwik definitiv den richtigen Weg. Darüber hinaus sind aber natürlich auch der Funktionsumfang und die Möglichkeiten, die das Web-Analytics-System bietet, entscheidend. Wie mächtig und vorteilhaft diese selbst gehostete Analytics-Plattform ist, zeigt die Liste in Abbildung 2.

Umfangreiche Datenbasis für Analysen und Reports

Im Bereich der Datenspeicherung und Auswertung spielt Piwik seine Stärken voll aus. Da Sie selbst Herr Ihrer Ressourcen sind, bestimmen Sie ganz allein, wie lange Sie die Analytics-Daten speichern. Sie müssen keine monatlichen oder jährlichen Limits beachten. So sind Langzeit-Analysen über mehrere Jahre hinweg möglich. Ein weiterer Vorteil ist die unbegrenzte Anzahl an Webseiten, die Sie mit einer Piwik-Instanz messen können. Wenn Ihr Unternehmen eine Vielzahl von Webseiten betreibt oder als Agentur im Kundenauftrag viele Webseiten betreut, können Sie dies aus einem einzigen System heraus managen. Dementsprechend gibt es auch keine Reglementierung im Hinblick auf die Anzahl der Nutzer-Accounts. Beliebig vielen Usern können Sie Zugriff auf die Piwik-Instanz geben.

Listenüberschrift: Piwik – die Vorteile auf einen Blick

100 % datenschutzkonform mit internationalen und EU-Richtlinien

Piwik läuft auf eigenen Servern, 100 % Datenbesitz und Kontrolle (On-Premises)

Opt-out-Funktion für Usertracking – Widerspruchsmöglichkeit direkt auf Website

Unlimitierte Datenspeicherung pro Monat

Daten stehen dauerhaft zur Verfügung
(abhängig von Serverleistung und Volumen)

Unbegrenzte Anzahl an Webseiten pro Piwik-Instanz

Unlimitierte Nutzer-Accounts pro Piwik-Instanz

Unbegrenzte Zielauswertung pro Bericht – der Nutzer bestimmt selbst die Zusammenstellung

Kein Sampling – alle Daten werden für Analyse herangezogen. Ausnahme: Nutzer selektiert 

Unbegrenzter Datenexport

Referrer-Spam – Blacklisting integriert – Spam wird aus den Ergebnissen herausgefiltert.

Userzentriertes Reporting

Mobile App für Website-Monitoring von unterwegs

Echtzeitanalysen

Adblocker Whitelisting

Abbildung 1: Vorteile von Piwik in der Übersicht

 

Kein automatisches Sampling der Daten

Bei der Datenauswertung greift Piwik auf den kompletten Datensatz zurück. Es findet kein Sampling (Stichprobenerhebung) statt. So werden alle verfügbaren Nutzerdaten für eine Auswertung herangezogen und spiegeln 1:1 die tatsächliche Situation wider. Eine Stichproben-Auswertung kann individuell vorgenommen werden. Dies ist empfehlenswert, wenn Sie eine sehr große Datenbasis zur Verfügung haben. Beachten Sie: Je größer das Datenvolumen, umso länger dauert die Berechnung und die Auswertung der Daten. Zeit, die man manchmal nicht zur Verfügung hat und die ressourcenintensiv ist. Um schneller zu einer Einschätzung zu gelangen, verlässt man sich dann auf eine sinnvoll gewählte Stichprobe. Im Gegensatz zu anderen Analyse-Tools hat man hier aber immer selbst die Wahl, welchen Umfang die Stichprobe haben soll oder ob der gesamte Datensatz herangezogen wird. Bei den Reports und dem Datenexport sieht es ähnlich aus. Alles kann, nichts muss. Sie können uneingeschränkt auf die Daten Ihres Servers mit Piwik zugreifen und diese nach Belieben strukturieren und exportieren. Andere Tools limitieren das Reporting. Bei großen Abfragen sind dann meist Excel-Akrobaten gefragt, die die Datensätze wieder mühsam zusammenführen müssen.

Blacklist für Referrer und individuelle Customer Journey

Eine Besonderheit von Piwik ist das userzentrierte Reporting. Hier kann man sich auf Nutzerebene jede einzelne Aktion ansehen und die individuelle Customer Journey beobachten. So sind sehr individuelle Analysen möglich. Eine weitere nennenswerte Funktion ist die Blacklist für Referrer-Spam (massenhaft automatisierter Aufruf von Webseiten). Mit ihr erkennt Piwik unliebsame Referrer, die die Auswertung verfälschen. Wenn Piwik diesen Spam identifiziert hat, wird er aus den Ergebnissen herausgefiltert und separiert. 

Das Verhältnis von self-hosted Software zu Adblockern

Rand Fishkin, führender SEO-Experte, empfiehlt Piwik regelmäßig. In einem Tweet verwies er auf einen Blog-Artikel von Filippo Valsorda. Dieser thematisierte zum einen den respektvollen Umgang der Websitebetreiber mit der Privatsphäre der Websitebesucher, indem die Trackingdaten nicht an Dritte für Werbezwecke weitergeleitet und nur für interne Analysen verwendet werden. Und zum anderen unterstrich er einen enormen Vorteil von self-hosted Analytics-Software – nämlich die Tatsache, dass alle gängigen Adblocker das Tracking durch Piwik nicht unterbinden. Somit kann Piwik in Zeiten einer hohen Verbreitung von Adblockern wie AdblockPlus, Ghostery & Co. tatsächlich alle Besucher erfassen und somit exaktere Ergebnisse liefern, da alle Nutzergruppen mit ihren Interaktionen gemessen werden. In seinem Fall untersuchte er die Pageviews einer Website innerhalb von zwei Tagen. Das Ergebnis war prägnant: Mit Google Analytics wurden in diesem Zeitraum 10.403 Pageviews gezählt. Mit Piwik waren es 16.110 und somit 55 Prozent mehr. Da Deutschland auch ein sehr beliebtes Land für Adblocker ist, sollte man sich dies bewusst machen. Den Blogbeitrag können Sie unter einfach.st/fil2 nachlesen.

Das übersichtliche und intuitive User-Interface

Piwik verfügt über ein übersichtliches User-Interface. Es lässt sich intuitiv bedienen und wirkt zu keiner Zeit überfrachtet. Alle Analysebereiche sind linear strukturiert. Im Dashboard kann man sich seine favorisierten Analysen anzeigen lassen und mit Widgets arrangieren. Zu Beginn sieht man beispielsweise den Besucher-Traffic in Echtzeit, die Location der User und mit welchem Browser die Website aufgerufen wurde. Eine wichtige Information, die in keinem Dashboard fehlen sollte, ist die Liste der externen Websites. Hier sieht man die Top-Referrer, also die Webseiten, die auf meine Website verlinken und somit für Traffic sorgen. Auf diese Weise kann man relevante Trafficquellen identifizieren und für weitere Aktionen nutzen. Im zweiten Teil unserer Serie werden wir Ihnen den Funktionsumfang und verschiedene Analyse-Methoden ausführlich vorstellen. Falls Sie nach der Installationsanleitung gleich loslegen möchten, können Sie sich auch anhand der Demo einen umfangreichen Überblick verschaffen (http://demo.piwik.org/).

Support und Community

Ein weiterer Pluspunkt von Piwik aufgrund seines Open-Source-Charakters ist die Unterstützung seitens der Entwickler und der starken Community. Rund um Matthieu Aubry hat sich ein internationales Core-Entwickler-Team versammelt, das gemeinsam mit der Community die Software weiterentwickelt und in regelmäßigen Update-Zyklen aktualisiert und erweitert. Die Entwicklung kann auf der Developer-Website von Piwik.org beobachtet und mitgestaltet werden (http://developer.piwik.org). Auf GitHub, einer offenen Entwicklungsplattform, hat man die Möglichkeit, sich mit den Entwicklern auszutauschen und aktuelle Entwicklungen zu verfolgen (https://github.com/piwik). Auch Fragen zu einzelnen Features, Plug-ins oder Problemen können dort gestellt werden. Wer sich in Bezug auf Analysen und Anwenderszenarien austauschen möchte, kann sich im Piwik Forum mit anderen Nutzern vernetzen und Rat suchen (https://forum.piwik.org/). Die Community ist sehr aktiv. Darüber hinaus können Unternehmen, die schnelle, professionelle Unterstützung suchen, auf Agenturen und Consultants zurückgreifen, die auf Piwik spezialisiert sind und Support auf Enterprise-Level anbieten.

Piwik Marketplace

Im Piwik Marketplace steht eine Vielzahl an zusätzlichen Plug-ins und Themes bereit, die die Basis-Plattform von Piwik erweitern und spezialisieren. Je nach persönlichen Anforderungen können diese implementiert und eingesetzt werden. Für verschiedene Analyse-Szenarien stehen Features zur Verfügung. Jeder Entwickler kann seine Features in den Marketplace einstellen und zum Download anbieten. Es gibt ähnlich wie bei WordPress kostenlose Plug-ins sowie auch kostenpflichtige Erweiterungen. Für verschiedenste Analyse-Methoden gibt es eine Auswahl.

Die Piwik Mobile App

Neben der Desktop-Version steht Ihnen Piwik auch als App zur Verfügung. Sie können sie im App Store von Apple und Google Play herunterladen. So beobachten Sie von unterwegs Ihre Website. Die App wurde von deutschen Entwicklern des Piwik-Core-Teams entwickelt.

Piwik LTS Version 2.16.1

Die aktuelle Piwik-Version (2.16.1) ist eine Long-Term-Support-Version und wird somit langfristig unterstützt und mit Bugfixes und Updates versorgt. Die Installationsanleitung soll Ihnen helfen, ein selbst gehostetes Web-Analytics-System zu implementieren. Mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung können Sie sicher starten.

Serverkonfiguration und Piwik-Installation

Möchte man Piwik auf einem eigenen Server implementieren, so kann man sich bei den hiesigen Web-Hosting-Anbietern einen Server – für mittlerweile sehr kleines Geld – anmieten und die Software Piwik in der aktuellsten Version 2.16.1 installieren. Diese Beispielinstallation gibt Ihnen praxisnahe Tipps und führt Sie Schritt für Schritt durch den Installationsprozess.

Voraussetzungen schaffen – die Serverkonfiguration

Folgende Voraussetzungen müssen für eine Installation von Piwik 2.16.1 erfüllt sein:

  • Webserver (Apache, nginx oder IIS)
  • PHP Version > 5.3.3
  • MySQL >= 4.1 oder MariaDB 10
  • PHP Erweiterungen pdo und pdo_mysql

Diese Beispiel-Konfiguration basiert auf einem Linux-Server (Debian 8) mit Apache, MySQL 5 und PHP 5.5. Hierzu werden für die Installation folgende Pakete empfohlen:

php5-curl php5-gd php5-cli php5-geoip php5-mysql

Vor dem Start: Datenbank & virtuellen Host erzeugen

Sind alle Grundvoraussetzungen für eine Piwik-Installation geschaffen, so startet man am besten mit dem Anlegen einer eigenen Datenbank auf dem MySQL-Server. Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen. In diesem Beispiel wird die Kommandozeilen-Variante verwendet:

$ mysql -u adminusername -p

mysql> CREATE DATABASE piwik_db_name_here;

mysql> CREATE USER 'piwik'@'localhost' IDENTIFIED BY 'password';

mysql> GRANT SELECT, INSERT, UPDATE, DELETE, CREATE, DROP, ALTER, CREATE TEMPORARY TABLES, LOCK TABLES ON piwik_db_name_here.* TO 'piwik'@'localhost';

Abbildung 8: Kommandozeile des MySQL-Servers beim Anlegen einer neuen Datenbank

Hinweis: adminusername, piwik_db_name_here sollten durch eigene Werte ersetzt werden!

Nachdem Sie eine neue Datenbank erfolgreich angelegt haben, sollten Sie sich den Usernamen, das Passwort und den Datenbanknamen gut merken bzw. sicher notieren – ein Passwort-Manager bietet sich hier an. Fahren Sie nun mit der Erstellung bzw. dem Anlegen eines neuen virtuellen Hosts (Vhost) fort. Je nach Anbieter können Sie einen Vhost durch ein Tool anlegen. Der Vhost beinhaltet in der Regel einen Domainnamen und erstellt auf dem Webserver unter Linux die entsprechenden Verzeichnisse. Sollten Sie an dieser Stelle noch wenig Erfahrung haben und unsicher sein, so wird Ihnen Ihr Web-Hosting-Anbieter eine Dokumentation oder Support zur Verfügung stellen können.

Vorbereitung der Piwik-Installation

Laden Sie anschließend die aktuelle Piwik-Version (https://builds.piwik.org/piwik.zip) auf Ihren Webserver herunter. In diesem Beispiel ist das Root-Verzeichnis des neuen Vhost unter: /var/www/vhost/example.com/htdocs/ angelegt. Anschließend entpacken Sie das ZIP-File, sodass auf Ihrem Webserver ein neues Verzeichnis zu sehen ist (Abbildung 9).

Bitte stellen Sie sicher, dass die entsprechenden Verzeichnis-Rechte korrekt gesetzt sind. In diesem Beispiel ist der Webserver-Benutzer www-data.

Nachdem Sie Piwik erfolgreich heruntergeladen und auf Ihrem Server entpackt haben, können Sie mit der eigentlichen Installation von Piwik beginnen. Hierzu starten Sie einen Browser Ihrer Wahl (Edge, Firefox, Chrome, Safari o. ä) und rufen in der Browserzeile Ihre neue Domain auf.

Die Piwik-Installation – in 5 Minuten zum Web-Analytics-System

In den folgenden Minuten führt Sie der Piwik-Assistent durch die gesamte Installation. Hierbei erhalten Sie zu jedem Punkt weitere Informationen und Hinweise. Sollten unerwartet Probleme auftreten, so werden Ihnen die Fehler mit der jeweiligen Lösung angezeigt. Folgen Sie nun Schritt für Schritt den Anweisungen der Anleitung.

 

Im ersten Schritt führt der Installations-Assistent eine Systemprüfung durch, ob der Server alle Voraussetzungen erfüllt. Für Aktionen, die mit einem grünen Haken gekennzeichnet werden, sind die Voraussetzungen in Ordnung. Sollten Sie Aktionen sehen, die mit einem (x) markiert sind, müssen Änderungen vorgenommen werden. Diese schlägt Ihnen der Assistent vor.

Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, startet Piwik mit der Konfiguration. Im nächsten Schritt benötigen Sie die Angaben Ihrer angelegten Datenbank (Datenbank, Benutzername, Passwort). Diese tragen Sie in die entsprechenden Felder ein. Piwik erstellt in der Datenbank nun alle Tabellen, sodass Sie keine weitere Aktion vornehmen müssen.

Sobald die Schritt-für-Schritt-Anleitung abgeschlossen ist, werden Sie zur Piwik-Log-in-Seite weitergeleitet. An dieser Stelle müssen Sie initial einen Hauptadministrator für Ihr Piwik-System anlegen. Hierzu tragen Sie einen Benutzernamen, Passwort und eine E-Mail-Adresse in die entsprechenden Felder ein. Die Zugangsdaten sollten Sie ebenfalls mit einem Passwort-Manager verwalten. Es empfiehlt sich, ein sicheres Passwort zu verwenden, das mindestens acht Zeichen und sowohl Groß- und Kleinbuchstaben als auch Ziffern sowie Sonderzeichen enthält. 

Anschließend werden Sie aufgefordert, Ihre Webseite in Piwik anzulegen. Bitte folgen Sie den Anweisungen des Assistenten. Sobald die Webseite angelegt ist, haben Sie das Ziel fast erreicht. Es fehlt nur noch eine wichtige Einstellung. Am Ende des Prozesses können Sie optional die IP-Anonymisierung und Do-Not-Track(DNT)-Möglichkeit aktivieren/deaktivieren. Es empfiehlt sich, diese Funktionen unbedingt (!) zu aktivieren, da Sie somit die Mindestanforderungen an Datenschutz in Europa und das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) erfüllen und so die Privatsphäre Ihrer Besucher schützen. In anderen Teilen der Welt ist der Datenschutz nicht so restriktiv und somit die Aktivierung nicht zwingend erforderlich. In Europa sollten Sie diese Einstellungen vornehmen, sonst nutzen Sie Piwik nicht rechtskonform. Und dies gilt es zu vermeiden.

Am Ende des Installationsprozesses stellt Ihnen der Installations-Assistent einen JavaScript-Tracking-Code zur Verfügung, den Sie in Ihre Webseite einbinden. Danach können Sie mit dem Website-Tracking in Piwik loslegen.

Jedem Anwender mit technischem Verständnis sollten die Einrichtung auf dem Server und die Installation keine Probleme bereiten. Wenn Sie unsicher sind, können Sie sich Hilfe bei Consultants oder Web-Agenturen holen, die die Implementierung und Betreuung von Web-Analytics-Software anbieten. Diese richten Ihnen dann Piwik nach Ihren Anforderungen ein und Sie können sich auf den produktiven Einsatz und die damit verbundenen Analysen und Reportings konzentrieren. Sollten Sie bereits mit einer Agentur zusammenarbeiten, die die technische Betreuung ihrer Website übernimmt, sprechen Sie sie auf eine Implementierung von Piwik an. Sie werden Ihnen garantiert weiterhelfen.

CMS, Online-Shops und Entwicklungsumgebungen mit Piwik

Wenn Sie Ihre Website mit einem Content-Management-System wie zum Beispiel WordPress, Joomla!, Drupal oder TYPO3 betreiben, stellt Piwik entsprechende Plug-ins zur Verfügung, um die Webanalyse in die Systeme zu integrieren. Auch eine Vielzahl von Online-Shops und Entwicklungsumgebungen wird unterstützt. Eine vollständige Liste finden Sie unter piwik.org/integrate/.

Fazit

Der Beitrag hat gezeigt, dass man mit Open-Source-Software eine zuverlässige Web-Analytics-Plattform betreiben kann, die professionelle und aussagekräftige Analysen und Reports liefert. Man bleibt die gesamte Zeit Herr über seine Unternehmensdaten und kann valide Aussagen zum Erfolg und Misserfolg der eigenen Online-Aktivitäten und der Website-Performance treffen. Einer zuverlässigen KPI-Messung steht somit nichts mehr im Weg.

Im nächsten Teil der Serie werden das User-Interface von Piwik, die Features und Reports detailliert vorgestellt.