Nofollow-Links – riskant oder unwichtig?

Christoph Cemper
Christoph Cemper

Christoph C. Cemper ist seit 2003 auf das Thema Links spezialisiert. Als Gründer von LinkResearchTools (LRT) und Link Detox beschäftigt er sich im Tagesgeschäft mit jedem noch so kleinen Detail rund um Links und deren Bewertung. Privat ist ihm die Zukunft der Erde und unseres Klimas sehr wichtig, welche er auch durch die Charitykonferenz LRTcon unterstützt. Schon als Teenager hat er Computerspiele entwickelt und vermarktet, später kamen das BWL-/Marketingstudium und diverse Lehrverpflichtungen dazu.

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Der Wert sog. Nofollow-Links ist oft der Ausgangspunkt heftiger Diskussionen im Online-Marketing- und SEO-Bereich. Spätestens seit den Google-Pinguin-Updates geht es aber um die Frage des Risikos von Links. Die alte Aussage von Google, Nofollow vererbe keinen PageRank, ist für viele der „Beweis“, dass manche spammige Nofollow-Links trotzdem kein Risiko für eine Abstrafung darstellen. In dem Beitrag von Christoph C. Cemper erfahren Sie, welche Meinungsverteilung es in einer Umfrage unter SEOs dazu gab und welches Bild sich aufgrund harter Fakten, nämlich der Aussagen von Google selbst, aus Hunderten von Wiederaufnahmeanträgen (Reconsideration Requests) für 4.649 Spamlinks ergab.

Als Nofollow markierte Links werden häufig als „unwirksame“ Links gesehen. Diese Nofollow-Links werden ja oft in Blogkommentaren oder Foren eingesetzt, um automatisierten Linkspammern kein Incentive für die Linkplatzierung zu geben. Interessanterweise führt das kaum zu einem Abebben des Kommentarspams. Warum wohl?

Diskussionspunkte und Argumente um Wirkung und Risiko von Nofollow-Links

In den Diskussionen um Nofollow geht es oft um folgende Fragen:

  • Welche Auswirkungen haben Nofollow-Links auf das Ranking in Suchergebnissen und wie wird der Wert von Google evaluiert?
    Eine rein binäre Betrachtung wird oft abgelehnt, weil z. B. ein Link von Wikipedia sicherlich bedeutsam für Traffic und damit in weiterer Folge auch SEO ist, auch wenn er als Nofollow markiert ist. Es steht die Theorie im Raum, dass Nofollow-Links Trust (Vertrauen) vererben können. Das könnte dann auch bedeuten, dass negatives Vertrauen im Sinne eines Spamsignals vererbt wird.
     
  • Riskiert man eine Webseiten-Abstrafung aufgrund zahlreicher schlechter Nofollow-Links im Backlinkprofil?
    Nach einer Abstrafung durch Google sollte man sich mehr auf Kauflinks und andere von Google genannte Beispiele konzentrieren. Aber was, wenn Google selbst Nofollow-Links als schlechte, manipulierte Links nennt?
     
  • Sollten Nofollow-Links für ungültig erklärt werden?
    Viele SEOs und Berater sind der Meinung, dass durch das Disavow eines Links dieser nur zum einfachen Nofollow-Link wird. Deshalb wäre das Disavow eines Nofollow-Links also sinnlos. Was aber nun, wenn als Nofollow markierte Links selbst das Problem darstellen? Die Aussage, dass für ungültig erklärte Links „nur“ zu Nofollow-Links werden, fiel mal bei der Erklärung des Disavow-Tools durch Google, würde aber bedeuten, dass Nofollow-Links, wenn sie schädlich sind, nicht durch das Disavow unwirksam gemacht werden können.
     
  • Sollte man sich überhaupt mit Nofollow-Links beschäftigen oder sind diese komplett bedeutungslos?
    Aus obigen Annahmen könnte man schließen, dass man sich nicht mit Nofollow-Links beschäftigen muss, weil sie wirkungslos und risikolos sind und das Disavow-Tool keine Wirkung auf die Nofollow-Links hat. Wenn man jedoch annimmt, dass die Erklärungen von Google einerseits vereinfachend und anderseits inkonsistent sind, dann wäre es aber schon sinnvoll, mehr Zeit in die Analyse und Bereinigung von Nofollow-Links zu investieren.

Info: Nofollow

Über ein spezielles Tag kann man einen einzelnen Link im HTML-Code kennzeichnen. Google folgt dann diesen Links nach eigenen Angaben nicht bzw. überträgt über den Link keinen PageRank zur verlinkten Seite. Auch der Ankertext würde -so Google- nicht ausgewertet. Dieses Tag wurde eingeführt, damit Websitebetreiber z. B. Werbelinks damit kennzeichnen können und somit dem Verdacht entgehen, dass die abgehenden Links gekauft worden wären – was ja bekanntlich gegen die Richtlinien von Google verstößt. Ebenso kann man das Tag dafür verwenden, sich von Links zu distanzieren, die andere auf einer eigenen Webseite hinterlassen haben, wie das z. B. bei Blogkommentaren oder in Foren üblich ist. Auch „unnütze“ Links, wie solche zu Registrierungsseiten, kann man damit gut von der Berücksichtigung durch Suchmaschinen ausnehmen. Aus  <a href="anmeldung.html">Hier anmelden</a> wird dann durch Hinzufügen des Nofollow-Tags <a href="anmeldung.html" rel="nofollow">Hier anmelden</a>.

Aussagen von Google zu Nofollow

Die aktuellen Google Guidelines zu „Linknetzwerken“ sagen im Abruf am 20.08. zu Nofollow-Links:

„Beachten Sie, dass PPC-Werbelinks (Pay-per-Click), die keinen PageRank an den Käufer der Anzeige weitergeben, nicht gegen unsere Richtlinien verstoßen.“ (Quelle: einfach.st/ltprog)

Man beachte, dass hier ausdrücklich von PPC-Werbelinks gesprochen wird. 

John Müller von Google meinte im Hangout am 26.08.2013, dass es ausreiche, die Links der Google-Webmaster-Tools zu betrachten und sich dabei nur um die FOLLOW-Links zu kümmern.

Matt Cutts selbst meint, dass es bei einer ausreichenden Menge an Nofollow-Links durchaus zu einer Abstrafung kommen kann.

Und noch mal deutlicher meint Matt, dass es typischerweise nichtzu einer Abstrafung durch Google aufgrund von Nofollow-Links kommt.

"… typically, links that are nofollowed can’t hurt your rankings in Google." - Matt Cutts 09.09.2013

Die Abschwächung „typischerweise” könnte also darauf hindeuten, dass es im Ausnahmefall schon dazu kommen kann. Wenn man sich überlegt, dass weltweit vielleicht eine Million Webseiten abgestraft wurden, dann könnten das bei nur einem Prozent (1 %) also immer noch zehntausend Fälle sein, wo Nofollow-Links schädlich sind.

Einschätzung der SEO-Community zu Nofollow

Im Juli wurde eine öffentliche Umfrage von den LinkResearchTools gestartet, in der u. a. die Frage gestellt wurde, ob die Teilnehmer glauben, dass Nofollow-Links ein Risiko für das Ranking einer Webseite darstellen können.

Das Ergebnis ist nicht relativ schön verteilt. Etwas mehr als die Hälfte der 140 Teilnehmer ist der Meinung, dass Nofollow-Links ihre Ergebnisse in Google negativ beeinflussen können.

Weitere Details zur Umfrage sind unter www.linkresearchtools.de/fallstudien/nofollow-survey zu lesen.

Aussagen des Google-Spam-Teams zu 4.649 Beispiel-Spamlinks

Noch spannender wird es bei der Auswertung der Antworten des Google-Spam-Teams. Das Google-Team schickt ja seit ca. einem Jahr in einem Anteil von Antworten zu Reconsideration Requests Beispiele für Spamlinks mit, typischerweise sind das dann ein bis drei Links. Das reicht also nur als Indikation, nicht für eine komplette Bereinigung schlechter Links.

Aus dem Zeitraum 16. August 2013 bis 02. Juli 2014 konnten insgesamt 4.649 Beispiel-Spamlinks für 854 verschiedene Domains gesammelt werden. Diese konkreten Verlinkungen, die Google meldete, wurden mit dem Link Check Tool (LCT) der LinkResearchTools überprüft, um dabei zu messen, welchen Status diese Links am 02. Juli 2014 hatten.

Das Ergebnis zeigt, dass immerhin 27 % der Links schon entfernt und 10 % der Links inzwischen Mentions (also eine nicht verlinkte Erwähnung der Domain) waren. 3 % der von Google genannten Spamlinks waren Nofollow-Links, die teilweise auf schon seit Jahren bestehende Seiten von Artikelverzeichnissen oder Presseportalen existierten.

Ein solches Beispiel ist in einer Antwort vom 16. April wie abgebildet enthalten. Dort wurden von Google zwei Beispiel-Links genannt. Der erste Link ist ein inzwischen offline genommenes Artikelverzeichnis. Der zweite Link geht zum relativ bekannten Pressemeldungsportal PRNewswire.com.

Das geübte SEO-Auge sieht in der „Pressemeldung“, wie abgebildet, ein mit Links für Money-Keywords (also werthaltige Suchworte) zugepflastertes Stück Text, welches ziemlich offensichtlich nur zu SEO-Zwecken erstellt wurde. Online-Presseportale haben ja schließlich seit Jahren mit dem SEO-Wert ihrer Veröffentlichungen geworben, und da ist die Domain PRNEWSWIRE.COM noch eine relativ große – andere Anbieter hatten aber z. B. keine Hemmungen, ihren Kunden gegenüber Tausende von Artikeln pro Tag auf relativ wertlose Artikelschleuderdomains zu packen, für gutes Geld natürlich. Auf den „freien Presseportalen“ ging es dann natürlich noch krasser zu.

Nun ist das Beispiel auch besonders interessant, weil der Link zuerst ein normaler Follow-Link war und erst im Juli 2013 von PRNEWSWIRE zu Nofollow umgeändert wurde, nachdem Google das Linkspamming über Presseportale als nicht regelkonform bezeichnet hatte (Quelle: einfach.st/sel1). PRNEWSWIRE war relativ schnell (Quelle: h einfach.st/prn1), viele andere Anbieter reagierten da nicht oder nur sehr viel später mit einer Umstellung.

Nun war dieser Link schon seit ca. zehn Monaten ein Nofollow-Link, ursprünglich aber ein Follow Link. Weitere Analysen solcher Fälle stehen noch aus, aber es scheint evident, dass der IST-Zustand eines bestehenden Links nicht unbedingt etwas über seine Wirkung auf Google-Abstrafungen aussagt.

Die wahre Intention von Google?

Google hat mit seinen Pinguin-Updates und manuellen Abstrafungen sicher etwas anderes im Sinne, als uns häppchenweise schlechte Links zu zeigen.

Google will die Webmaster auf ihre „Versuche“ der Manipulation hinweisen, die Vorgehensweisen bestrafen, nicht die Links. Und dabei erscheint es nicht zwingend notwendig, dass die Links als Follow markiert sind. Das widerspricht aber erneut der Aussage von John Müller vom 26.08.2013, die oben zitiert wurde.

Es wirkt so, als sei es zumindest in manchen Fällen belanglos, dass Links, die massiv zum Spamming verteilt wurden, später auf Nofollow umgestellt werden.

Conclusio für die Penalty-Analyse bei Google-Abstrafungen

Um den verschiedenen Meinungen bezüglich Nofollow gerecht zu werden, bot das Produkt LinkDetox der LinkResearchTools den Benutzern immer schon die Möglichkeit, Nofollow-Links mit Slices auszublenden, welche auch genutzt wurde. Seit Anfang Juli wird die Meinung des Benutzers zu diesem Thema sogar explizit bei jeder Auswertung abgefragt, um auf die unterschiedlichen Einschätzungen der SEO-Experten hinzuweisen und die Software noch besser an die Einschätzung des Benutzers anzupassen. Noch genauere Einstellungen lassen sich mit der ebenfalls neu erschienenen Funktion DTOXTUNE vornehmen, wo viele andere Details vom Benutzer „getunt“ werden können.

Wie sich aus den obigen Erkenntnissen ergibt, erscheint es nach unserer Einschätzung weiterhin unerlässlich, auch das Linkrisiko von Nofollow-Links zu prüfen. Denn entgegen diverser Aussagen von Google kann jeder Link zu Penalties führen.

Dies gilt auch für 302-Redirects (temporäre Redirects) von Links. Dieses Thema ist für alle Interessierten ausführlich in einer anderen (englischsprachigen) Case-Study erläutert unter einfach.st/lrt5.