In-/Out-/Crowd- Sourcing und seine Einsatzgebiete

Michael Müßig
Michael Müßig

Michael Müßig ist Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt und wirkte für die Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik entscheidend am Aufbau einer Hochschulkooperation mit der Christ University Bangalore mit. Im Rahmen eines erneuten Aufenthaltes im Februar 2011 nahm er unter anderem am Social Media New Face of Marketing teil und lernte dabei Suresh Babu als einen der führenden Webmarketiers Indiens kennen.

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Auch im Umfeld von Onlinemarketing und Web 2.0 finden sich immer wieder Hypes, d. h. Zeiträume, in denen über einen Begriff viel geschrieben und diskutiert wird, aber gleichzeitig noch wenige Aktivitäten zu verzeichnen sind. So hat der „Internet-Hype“ Mitte der 1990er-Jahre erst Anfang dieses Jahrtausends zu echten Veränderungen geführt. Beim Thema Crowdsourcing ging das schon viel schneller … Was verbirgt sich dahinter? Nach einer nicht ganz ernst gemeinten „Definitionsrunde“ geht es um konkrete Modelle und Ausprägungen.

Kaum ein Bereich, in dem so viele INs und OUTs, ONs und OFFs mit allem Möglichen kombiniert werden. Daher zu Anfang der Versuch, etwas Licht in den Begriffsdschungel zu bringen. Die Schlüsselworte hierzu sind „Outsourcing“, „Offshoring“ und dann – „The crowd“.

Beginnen wir mit Outsourcing oder noch besser mit dem, was vor Outsouring war: Die Unternehmen definierten ihre Geschäftsmodelle (z. B. Produktion von Fahrzeugen oder Verkauf von Mode) und deckten alle notwendigen funktionalen Bereiche ab, also Design, Materialeinkauf , Einzelteilproduktion, Endproduktion, Vertrieb, Personalverwaltung etc. Es war dabei egal, ob es sich um „wertschöpfende“ Tätigkeiten entlang der Kernkompetenz handelte oder um „unterstützende“ Funktionen (wie Personalabrechnung), die einfach notwendig sind, wenn man eine Unternehmung mit Mitarbeitern betreibt. Dieses Selbstmachen könnte man auch neudeutsch als „inside“ oder „Selfsourcing“ bezeichnen, damit in der später vorgestellten Liste nicht ein deutsches Wort negativ auffällt. Trotzdem nutzte man in dieser Zeit schon „außenstehende Ressourcen“, kaufte also Stahl ein, ließ Reifen anliefern und selbst Computer bezog man (bis auf seltene Einzelfälle) einfach als Ganzes. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dabei von „Outsourcing“ zu sprechen – man machte es eben schon immer so. Und dann ist es auch nicht verwunderlich, dass der Begriff erst in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts in die Lexika aufgenommen wurde.

Würde man also unter Outsourcing jeden Fremdbezug von Gütern oder Leistungen verstehen, hätte man dies erstens schon in der Antike beobachten können (auch da ertauschte man sich Steine für sein Bauernhaus gegen Rindvieh) und zweitens wäre Outsourcing damit der wesentliche Bestandteil jeder marktlichen Aktivität. Einer solchen Globaldefinition kann man sich nicht allen Ernstes anschließen. Andere Autoren versuchen, eine Unterscheidung auf Basis der bezogenen Leistungen zu treffen. In die engere Fassung wird nur der Fremdbezug von Dienstleistungen, in die weitere Fassung auch der Fremdbezug von Gütern und Produkten einbezogen. Was wäre dann aber eine Entscheidung, zukünftig auf die eigene Druckerei für Geschäftspapiere zu verzichten, um das Büttenpapier mit Wasserzeichen und den schönen bunten Logos zukünftig von einem Externen zu beziehen? Hier kann man kein unmittelbares Unterscheidungskriterium finden. Somit ist zu definieren:

Outsourcing ist der Prozess, eine bisher selbst erstellte Leistung oder ein bisher selbst erstelltes Produkt zukünftig von einer Einheit außerhalb der eigenen (Rechts-)Organisation (also einer Fremdfirma) zu beziehen.

Und häufig geht es nur mit einem kleinen Teilbereich los, ein ähnlicher Prozess ist ja auch bei den Providern und Hostern zu beobachten: Nur die Maschine? Oder auch das vorkonfigurierte Shopsystem? Mit angebundener Logistik? Und kompletter Zahlungsüberwachung? Wahrscheinlich ist aktuell jede Kombination daraus buchbar.

Folgt man dieser Definitionslogik, so kommt man auch schnell beim Begriff „Insourcing“ weiter. Es ist eben nicht – wie u. a. auch die deutsche Wikipedia-Ausgabe behauptet – das Wiedereingliedern vorher ausgelagerter Tätigkeiten (siehe später Backsourcing), sondern:

Insourcing ist der Prozess, eine bisher nicht erstellte Leistung oder ein bisher nicht selbst erstelltes Produkt zukünftig nicht mehr von außen zu beziehen, sondern selbst zu erstellen.

Das schönste Beispiel hierfür liefert Friedman in seinem Klassiker „The world is flat“, wo er am Beispiel UPS aufzeigt, wie ein traditionell reines Logistikunternehmen durch „Insourcing“ die Wertschöpfung erweitert – egal ob die komplette Lagerverwaltung, -kommissionierung und Auslieferung für Nike oder die Garantieabwicklung für Toshiba. All dies (und noch viel mehr) wird von UPS für seine Kunden übernommen.

Auf diesen Aussagen aufbauend, fällt es leicht, nun auch einen weiteren Schlüssel zu identifizieren:

Backsourcing ist der Prozess, eine früher selbst erbrachte und dann ausgelagerte Tätigkeit wieder einzugliedern oder auch eine früher fremdbezogene und dann eingegliederte Tätigkeit wieder auszulagern. Oder einfach: Einen früheren Outsourcing-Prozess rückgängig zu machen.

Zwei Formen, die nicht in die unmittelbare Begriffswelt des „Sourcings“ passen, aber logisch eng damit zusammenhängen, sind

  • die Ausgliederung und
  • das Joint Venture.

Es wird häufig in Unternehmen der Schritt der Auslagerung (oder auch Ausgliederung) gewählt, wenn man sich durch die Umbenennung des bisherigen Abteilungsleiters in Geschäftsführer und die Umstellung von internen Verrechnungssätzen auf „marktnahe“ Preise eine höhere Effizienz – sprich: höhere Wirtschaftlichkeit – verspricht. Man findet nach dem Prozess der Auslagerung dann eine zwar rechtlich eigenständige Organisation, die aber wirtschaftlich noch vollständig zum bisherigen Unternehmen gehört.

Ausgliederung/Auslagerung ist somit der Prozess, eine bisher innerhalb der rechtlichen und wirtschaftlichen Einheit erbrachte Leistung auf eine rechtlich eigenständige, aber wirtschaftlich unselbstständige Einheit zu verlagern.

Dies ist auch die Unterscheidung zum Joint Venture, bei der mehrere (also x > 1) Unternehmen Teile ihrer Aktivitäten oder Prozesse in ein gemeinsames Unternehmen einbringen.

Joint Venture ist der Prozess, eine bisher innerhalb der rechtlichen und wirtschaftlichen Einheit erbrachte Leistung auf eine rechtlich selbstständige Einheit zu verlagern, an der man wirtschaftlich in Teilen beteiligt ist.

Was hat das alles mit „Crowd“ zu tun? Nun, beim Crowdsourcing gebe ich nicht die ganze Arbeit an EIN anderes Unternehmen (oder ein paar wenige), sondern ich verteile die Arbeit „auf die Masse“ und kann dabei zwei alternative Szenarien unterscheiden: Ich habe selbst die „Masse“ im Zugriff (so beispielsweise bei Migros, siehe Doppelseite XX/XY) oder ich nutze einen Crowd-Aggregator, der mir mit oder auch ohne weitere Wertschöpfung den Zugang zur Masse verschafft. Im einfachsten Fall gibt es einen typischen thematisch konzentrierten Marktplatz, auf den ich meine Nachfragen einstelle und Angebote erhalte – so beispielsweise bei blogger-crowd. Weiter gehen Ansätze wie Crowd-Testing, wo eine Vielzahl von Usern nach einer durch den Aggregator vorgegebenen Methodik meine mobile APP oder Website einem Verständnis- und Usabilitytest unterzieht, oder auch 99design, wo ich auf mein Briefing eine Vielzahl von Designvorschlägen erhalte und nur den von mir ausgewählten Entwurf bezahlen muss. Also allgemein die Verlagerung von Arbeits- und Kreativitätsprozessen an die Masse. Oder auch Finanzierungsprozesse? Oder Rechnerleistung? Dann könnte man auch Grid-Computing hier einordnen. Eine vollständige Aufzählung der Möglichkeiten verbietet sich aktuell. Zu viel entsteht und verschwindet … Eine kleine Übersicht finden Sie auf der Doppelseite X/Y.

Somit ergibt sich eine Liste von „Prozessen“, die alle darauf abzielen, die im organisatorischen und rechtlichen Rahmen durchgeführten Aktivitäten zu vergrößern oder zu verkleinern:

  • Insourcing
  • (Selfsourcing)
  • Outsourcing
  • Auslagerung/Ausgliederung
  • Joint Venture
  • Backsourcing
  • Crowdsourcing

Betrachtet man diese Definitionen, dann wird schnell ein Missverständnis klar: Durch Outsourcing allein wird (außer der üblichen Produktivitäts- bzw. Effizienzsteigerung) kein Arbeitsplatz gefährdet und keine Volkswirtschaft geschwächt. Ob Sie als Unternehmer selbst eine Steuerspezialistin beschäftigen oder einen externen Steuerberater einschalten, ändert weder etwas an der Arbeitsmenge noch an der dafür in Deutschland benötigten Arbeitskapazität. (Das hätten nur die Bürokraten und Steuerpolitiker in der Hand, aber zurzeit ist der Bierdeckel für eine normale Steuererklärung eher noch rund, silbern und heißt DVD, da passt dann alles drauf. Versprochen!) Inwieweit Sie das auch bei „eigener SEO“ oder „Einsatz einer SEO-Agentur“ so sehen, da haben Sie sicher ihre eigenen Erfahrungen. Spannend bleibt lediglich der finanzielle Aspekt: Zahlen Sie dem durch eine Crowd-Design-Plattform gefundenen Designer weniger, das gleiche oder auch mehr?

Für den volkswirtschaftlichen Aspekt ist eine andere Begriffsliste verantwortlich – genauer genommen die hinter den Begriffen stehenden „Umzüge“ …

Beginnen wir mit dem am meisten verwendeten Begriff „Offshoring“. Ursprünglich aus der Erdölindustrie kommend besagt dieses Wort, dass man Fördertürme VOR die Küste, also ins Meer stellt. Auf andere Geschäfte übertragen bedeutet dies, dass Mitarbeiter erst einmal VOR die Tür gesetzt werden, da man die Arbeit in ein anderes, meist fernes Land, überführt. Es wird behauptet, dadurch gingen Arbeitsplätze verloren. Dies ist aber (global betrachtet) falsch. Die Arbeitsplätze gibt es immer noch, nur werden sie jetzt von anderen Leuten in anderen Ländern besetzt als bisher. Ähnlich wie die Diskussionen, dass nach einem Börsencrash das Geld weg wäre – stimmt ja auch nicht: Entweder es war nie da, oder – jetzt haben es nur andere!

Offshoring ist der Prozess, einen Geschäftsprozess oder eine Produktion von einem Land in ein anderes zu verlagern. Grundsätzlich bleibt dabei aber die handelnde Unternehmung die gleiche!

Meist werden für diese Aktivitäten Kostengründe genannt. Aber auch die zeitliche Verfügbarkeit (Nachtschichten bei uns sind nun mal Tagschichten in ferneren Ländern) oder spezielle Kompetenzen können ausschlaggebend sein.

Rund um „Offshoring“ hat sich zwecks genauerer Lokalisation eine Vielzahl von Begriffen herausgebildet.

Onshore bedeutet, dass zwar eine Verlagerung stattfindet, man die Landesgrenzen aber nicht verlässt.

Als genauere Entfernungsangabe (obwohl dies nicht in Kilometern, sondern eher in Kulturunterschieden gemessen werden kann) gibt es das Begriffspaar Nearshore (Nearshoring) und Farshore (Farshoring).

Nearshoring bezeichnet den Prozess, einen Geschäftsprozess oder eine Produktion von einem Land in ein anderes Land auf dem gleichen Kontinent zu verlagern.

Farshoring bedeutet demgegenüber die Verlagerung in ein Land auf/in einem anderen Kontinent.

Beide Begriffe zusammen werden häufig unter Offshoring zusammengefasst. Den echten allgemein gebildeten Wissenschaftlern unter Ihnen wird diese Aussage weiterhin schwammig erscheinen: Ist Indien als Subkontinent dann immer Farshore? Und wo läuft die Grenze zwischen Europa und Asien? Die Beantwortung und damit „geografische“ Abgrenzung der Begriffe überlasse ich gerne anderen …

Viel spannender – weil ungewohnter – sind Betrachtungen innerhalb des eigenen Landes: Onshore (s. o.) bedeutet ja, wir bleiben hier. Damit aber nicht genug. Onside bedeutet (und diese Abgrenzung brauchen wir später noch), dass wir sogar am bisherigen Standort bleiben. Dies wird im Zusammenhang mit Outsourcing zu spannenden Konstellationen führen.

Onside bedeutet, dass Prozesse auch „nachher“ am gleichen Standort durchgeführt werden.

Haben Sie schon einmal etwas von Homeshoring gehört? Bitte verwechseln Sie das nicht mit Heimarbeit, bei der früher irgendwelche Einzelteile von Hausfrauen und Opas in abendlicher Runde zusammengesteckt und später von einem Firmenmitarbeiter abgeholt wurden. Es geht eher in Ihre Richtung: Abends noch Berge von Arbeit mit nach Hause nehmen und weiter schaffen … Nur dass beim echten Homeshoring der Mitarbeiter gar nicht mehr ins Büro kommt, sondern via Telekommunikation und IT-Zugriff vom heimischen Arbeitszimmer aus für das Unternehmen tätig ist, keine teueren Büromieten mehr verursacht – und der morgendliche Stau zu den Bürotürmen wird auch kürzer …

Homeshoring ist die Verlagerung von Arbeitsplätzen (insbesondere des Dienstleistungsbereiches) in die Wohnung des Mitarbeiters, der zur Bewältigung der Aufgaben das Internet inkl. Voice over IP etc. einsetzt.

Das würde aber bedeuten, es handelt sich noch um Ihre eigenen, fest angestellten Mitarbeiter. Haben Sie die Arbeit schon outgesourct UND es ist Ihnen eigentlich egal, wo Ihr Freelancer die Tätigkeiten abwickelt, dann reden wir von Cloud-Worker – egal ob diese in einem Co-Working-Space oder im nächstgelegenen Café arbeiten.

Alle Klarheiten beseitigt? Dann wird es Zeit, die Marketingsprüche mit einzupflegen: Der Schönste (und er hat sogar Inhalt!) ist „Global Shoring“. Sicher könnte man auch diesen Begriff in epischer Breite herleiten, abgrenzen und definieren. Aber das macht dann keinen Spaß. Einfach gesagt:

Global Shoring (auch Best Shoring) bedeutet, man legt sich nicht auf eine X-Shoring-Variante fest, sondern gliedert einen Prozess weiter auf und lokalisiert jeden Teilschritt genau da, wo es aus zeitlichen, finanziellen, sprachlichen, kapazitativen oder qualitativen (Thema: Know-hHow) Gründen am besten aufgehoben ist.

Auch hier nochmals die komplette Begriffsliste:

  • Onside
  • Onshore
  • Homeshoring/Cloud-Shoring, -worker
  • Nearshoring (means: Offshore)
  • Farshoring (means: Offshore)
  • Global Shoring

Und Sie glauben, damit sei alles geklärt? Nun, weit gefehlt, weil wir noch gar nicht darüber gesprochen haben, WAS eigentlich rechtlich oder örtlich verlagert werden soll.

Das erste große Thema ist Infrastruktur, also die Basis, die irgendwie jeder braucht: Straßen, Wasserleitung, Breitbandverkabelungen, Festplatten und Hauptspeicher. Und mit dieser Aufzählung dürfte klar sein, worauf ich hinauswill: Niemand käme auf die Idee, selbst für sich Straßen (von zu Hause zum Büro) zu bauen und zu unterhalten und diese dabei nur in 0,1 Promille der verfügbaren Zeit selbst zu nutzen. Auch die kurze Zeit nach dem Mauerfall, als z. B. Banken selbst für eine Kommunikationsinfrastruktur aus den neuen Bundesländern in die Zentralen sorgten, ist vorbei. Aber der Reihe nach: Welche Ebenen kann man den eigentlich sinnvoll unterscheiden.

Infrastruktur umfasst insbesondere alle materiellen, speziell technischen Grundeinrichtungen wie Ver- und Entsorgung, Kommunikation und Verkehr. Bezogen auf die uns vielleicht näherliegende Informationstechnologie versteht man unter

IT-Infrastruktur: Die Summe aller Gebäude, Kommunikationsdienste, Maschinen und Programme, die für den ordnungsgemäßen Betrieb von Informationssystemen erforderlich sind. Auch hierfür hat sich ein Begriff durchgesetzt: Die CLOUD ... nur zufällig ähnlich wie CROWD klingend.

Dabei soll jetzt nicht näher nach der Art des Cloud-Dienstes unterschieden werden: SaaS – Software as a Service, PaaS – Plattform as a Service … auch hier eine lange Liste.

Eine weitere Ebene sind Projekte, also zeitlich befristete Aufgaben (auch wenn in manchen Konzernen zwischenzeitlich die Vorstandsverträge kürzere Befristungen haben als die geplanten Laufzeiten der sogenannten Großprojekte – und damit sind jetzt nicht BER, Elbphilharmonie und Stuttgart21 gemeint), die sich durch Einmaligkeit (nein, hier kommt kein Querverweis auf SAP-Implementierungsprojekte, bei denen man immer wieder das Gefühl hat, das erste Unternehmen zu sein, in dem dieses Modul eingeführt wird) und Zielorientierung auszeichnen.

IT-Projekte sind zeitlich befristete Aufgaben, die in ihrer Gesamtheit einmalig sind und eine Menge definierter Ergebnisse in entsprechender Qualität hervorbringen sollen.

Insofern sind insbesondere Softwareentwicklungsprojekte, Implementierungs- und Migrationsprojekte, aber auch alle Arten von Innovationen abgedeckt. Doch zu Letzteren folgt später mehr. Davon abgrenzt werden die Geschäftsprozesse:

Ein Geschäftsprozess (Business Process) ist ein System aus Aktivitäten an einem Geschäftsobjekt (z. B. einer Bestellung), die über einen durchgängigen Leistungsfluss verknüpft sind und in einer klar definierten Folgebeziehung zueinander stehen.

Meist werden im Sinne einer End-to-end-Betrachtung Kernprozesse „vom Kunden zum Kunden“ definiert, während Supportprozesse eher „interne Abnehmer/Kunden“ als Basis annehmen. Managementprozesse beinhalten die Steuerung (Zielsetzung, Planung, Realisierung und Kontrolle) der Kerngeschäftsprozesse.

Über diese Geschäftsprozesse, deren Modellierung und Darstellung sowie Reengineering ist in den letzten Jahren fast beliebig viel geschrieben und gesprochen worden. Daher halten wir uns hier knapp. Versuchen wir lieber herauszufinden, wo denn nun Geschäftsprozesse (definitorisch) aufhören und Wissensprozesse anfangen.

Auch hier könnte man über implizites und explizites, formales und emotionales Wissen berichten. Das führt uns aber eher vom Thema weg, wäre also kein zielgerichtetes Wissen.

Ein Wissensprozess (Knowledge Process) ist eine Folge von Wissensaktivitäten (wie z. B. Wissen entwickeln, Wissen löschen oder Wissen transferieren) an Wissensobjekten (z. B. ein Wettbewerber, eine Aktienkursentwicklung), die auf Basis von Regeln auf ein bestimmtes Ziel hin ausgeführt werden.

Damit (wie Diefenbruch schreibt) „leisten Wissensprozesse den Transfer und die Entwicklung von Wissen über Geschäftsfälle und Geschäftsprozesse hinweg“. Und dann natürlich noch die Innovations- und Kreativitätsprozesse …

Auch hier zum Abschluss des Begriffsweitsprungs wieder die altbekannte Auflistung:

  • IT-Infrastruktur
  • IT-Projekt
  • Geschäftsprozess/Business Process
  • Wissensprozess/Knowledge Process
  • Innovations-/Kreativitätsprozesse

Wir haben uns nun den drei wichtigen Fragen gestellt, die da heißen WAS wird AN WEN und WOHIN bewegt. Und da Sie alle den Film „Matrix“ kennen und wohl auch der Generation der „Rubik-Würfel“ angehören (sie wissen schon, neun Felder pro Würfelseite und am Ende aller Drehungen sollten alle die gleiche Farbe haben), dürften Ihnen die folgenden Sprünge sicher Freude bereiten.

Starten wir ganz einfach: Die Kantine in Ihrem Bürogebäude ist bestimmt schon lange outgesourct, aber zum Glück nicht offshore (da wäre der Leberkäse kalt).

Nun für die Hirnakrobaten: Sie haben ein Team an SEO-Spezialisten in Ihrem Unternehmen und glauben dem Abteilungsleiter Mayer, dass er mit größerer Verantwortung die Effizienz und Wirtschaftlichkeit deutlich steigern könnte. Sie beschließen also, Mayer (mit einer gegebenen Menge Spielgeld) allein machen zu lassen, lagern das SEO-Team in eine eigenständige GmbH (an der Sie natürlich alle Anteile halten, vielleicht hat er ja recht) aus und Mayer wird Geschäftsführer. Da er für Sie die laufenden Aktivitäten weiterhin in den alten Räumen ausführt, haben Sie somit eine „Business-Process-Auslagerung onside“ durchgeführt. Mayer erkennt, dass seine Mitarbeiter viel zufriedener sein könnten, wenn sie vor und nach der Arbeit nicht stundenlang auf der A3 stehen müssten, und entscheidet sich für Homeshoring.

Aber alles nützt nichts, Sie verlieren ihre Lust an diesem Geschäft und suchen einen starken Partner. Dieser übernimmt erst Anteile, Sie halten also Anteile an einem Joint Venture. Und später, wenn das Abenteuer zu kostspielig war, verkaufen Sie ihm den ganzen Laden. Sie haben outgesourct. Aber noch sind die Arbeitsplätze in Deutschland. Dies ändert sich dramatisch, wenn Ihr nun externer Geschäftspartner beschließt, die SEO-Aktivitäten nach Vietnam zu verlagern (zu offshoren), da dort die Mitarbeiter nicht nur freundlicher, sondern auch sprachfester in Hochdeutsch sind als ihre früheren schwäbischen (die geben das ja selbst zu) oder sächsischen Mitarbeiter (die hören das nicht so gerne …). Als gewiefter Geschäftsmann erkennen Sie, welches Potenzial in einer Abwicklung dieser Geschäftsprozesse dort für Sie steckt – und das nicht nur, weil Sie Miss Saigon besuchen wollen. Sie entscheiden sich für einen Schritt zurück. Via Backsourcing führen Sie die Abwicklung dort wieder unter Ihr Firmendach, nicht ohne daran zu denken, das gesammelte SEO-Wissen nun auch ihren anderen Geschäftspartnern anzubieten (also Insourcing zu betreiben).

Es könnte aber auch sein, dass Sie als IT-Chef erst einmal das ganze Blech loshaben und keine 127 % Weihnachtsabendschichtzuschlag für einen Administrator zahlen wollen … Springen Sie doch selbst (nicht aus dem Fenster, sondern quer durch den Würfel) und formulieren Sie konkret und korrekt Ihre Anliegen und Wege. Das dürfte Ihnen hoffentlich jetzt nicht mehr schwerfallen. Aber Vorsicht: Nur weil Crowd gerade IN ist, so ist doch nicht alles dafür geeignet. Ein einmaliges Design: Sicher JA! Ein Usabilitytest: Auch JA. Aber 10.000 Chinesen an Ihrer neuesten Fastfood-Idee mitdenken und diese bewerten lassen? Da sollte man schon „onside“ bleiben. Und ob Sie für Crowd-Science schon reif sind? Da fehlt es noch an wirklich betriebswirtschaftlich umsetzbaren Themen. Aber für alle Fälle: Wenn Sie diese Idee finanzieren müssen, dann hilft Ihnen die Crowd ganz sicher.