Hallo. Ich bin ein HTML-Dokument.

Karl Kratz
Karl Kratz

Karl Kratz liebt und lebt feines Online-Marketing seit 1996. Er ist Autor diverser Online-Marketing-Publikationen (Welcome to the System, Haifischbecken Internet Marketing, Landingpage SEO) und betreibt die Online-Marketing-Plattform karlsCORE public.

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Onsite- und Onpage-Optimierung von Websites gelten aktuell als sichere Investition. Worauf muss man eigentlich achten, wenn man leidenschaftliche und konversionsstarke Online-Inhalte für Menschen erstellen und trotzdem gute Suchmaschinenergebnisse erzielen möchte? Ein HTML-Dokument berichtet live und exklusiv, wie eine angetrunkene Suchmaschine „auspackt“.

Mein Name ist „vibrator.html“. Ich bin in einer großen Website zu Hause. Die Menschen nennen mein Zuhause Online-Erotik-Shop. Eine hübsche Texterin mit tollen Augen hat mich vor ein paar Tagen auf die Welt gebracht. Ein Grafiker hat mir wunderschöne Bilder geschenkt. Zum Schluss hat mich noch irgend so ein dicker „SEO“ hochnäsig überflogen, an mir herumgefummelt und dann behauptet: „So rankt es besser.“
Ich wurde innerhalb meines Zimmers liebevoll mit anderen Dokumenten verknüpft. Der SEO sagt dazu: „Innerhalb der Kategorie verlinkt,“ Nur mein Footer, also die Fußzeile, gefällt ihm noch nicht. Da will er „noch mal ran“. So ein Ferkel?! Und gestern ist etwas sehr Aufregendes passiert: Ich wurde in kurzer Zeit von mehreren Programmen besucht, die mich von oben bis unten komplett durchgelesen haben ... das hat gekribbelt, meine Herren! Tat aber auch irgendwie gut. Die meisten Besucher kamen, blieben kurz und verschwanden dann wieder!
Gerade öffne ich die Augen und sehe, dass mich ziemlich viele Menschen betrachten: Da stehen diese unwiderstehliche Texterin, der Grafiker mit den fettigen Haaren, der dicke SEO und noch ein paar andere Gestalten. Und alle schauen recht unglücklich drein. „Der Mist wird nie ranken!“, schimpft der dicke SEO. Die Texterin schaut ihn wütend an und verzieht ihr hübsches Gesicht.
Ein Kerl mit zerrissenen Jeans, der sich als „Linkbuilder“ vorstellt, schlägt vor, man solle mir einfach mehr Links geben. Ein vornehm gekleideter Herr mit Brille wiegelt sofort ab: „Zu teuer. Lohnt sich nicht!“ Das macht mich sehr traurig ... bin ich ... wertlos? Eine ASCII-Träne kullert über meinen Quelltext und versickert im Server.
Der dicke SEO drängelt sich vor den Bildschirm, baut sich imposant auf und tönt in die Runde: „Die vertrauenswürdigste Datenbasis innerhalb eines Information-Retrieval-Systems sind die darin enthaltenen Dokumente. Bei allen anderen Faktoren ist davon auszugehen, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit manipuliert werden. Das sind Faktoren, die Suchmaschinenbetreiber mit genauso hoher Wahrscheinlichkeit als Nächstes ins Visier nehmen. Also sollten wir mit unserem mickrigen Budget hauptsächlich die Optimierung der Dokumente angehen.“ 

Ich schaue wieder zum Monitor hinaus und lasse mir nichts anmerken. Mittlerweile sind alle weg ... bis auf meine bezaubernde Texterin. Sie sitzt vor dem Monitor und streichelt mich über ihre Tastatur ... fügt ein paar Wörter hinzu, entfernt ein paar andere. Das ist so schön! Ich beginne zu dösen und alles um mich herum wird dumpf und schummrig.


Bärbel, die Suchmaschine


Ich stehe vor einer großen, klapprigen Maschine mit der Aufschrift „Suchmaschine Bärbel II, einfaches Information-Retrieval-System“. Die Maschine hat keine Schalter, nur eine kleine Tür und eine Klingel. Ich klingle und warte gespannt. Die Tür geht auf und aus der Dunkelheit fragt mich eine tiefe (weibliche?!?) Stimme: „Wer stört? Was willst du? Und worum geht es bei dir?
„Worum es bei mir geht?“ Ich werde bleich. Keine Ahnung ... hastig schaue ich all meine Wörter an. 
„Was ist dein unmissverständlichstes Term-Signal?“ Mir verschlägt es den Atem. Die Suchmaschine riecht wie eine Destille! Mir fällt hektisch ein, dass mein Dateiname vibrator.html lautet und dass in meinem Dokumenten-Titel das Wort „Vibrator“ steht. Ich nuschle etwas von: „Bei mir geht es um das Thema ‚Vibrator’.“ „LAUTER!!!“ Ich spüre, wie sich mein Körper mit Wörtern füllt, und ich schreie laut: „BEI MIR GEHT ES UM DAS THEMA VIBRATOR!“ 
Ich werde gescannt. Die Suchmaschine grunzt zufrieden: „Verhaltensauffällig bist du schon mal nicht. Ich hasse nämlich Spam. Ich bin übrigens Bärbel.“ Ich werde wieder gescannt. Diesmal ist Bärbel überhaupt nicht zufrieden: „Kleiner ... so wird das nichts. Bei dir geht es zwar um das Thema ‚Vibrator’. Aber so richtig überzeugt mich das nicht.“ Ich werde ein drittes Mal gescannt. Die Suchmaschine zieht eine Augenbraue hoch, kritzelt eine Zahl auf einen Zettel und drückt ihn mir in die Hand. Darauf steht einfach nur: Position #307.
Ein dumpfer Schlag trifft mich plötzlich auf den <head>-Bereich. Um mich wird es dunkel. Aus der Ferne höre ich, wie der SEO zu meiner Texterin sagt: „Platz #307. Na toll. Wir müssen die Termgewichtung für ‚Vibrator’ deutlich erhöhen und noch mal die Proof-Keywords checken.“ Ich verstehe gar nichts. Alles dreht sich und verschwimmt ...

Termgewichtung w = wdf*idf in einfachen Information-Retrieval-Systemen

„Wo bin ich?“ Ich komme wieder zu mir und blinzle. Bärbel setzt mich vorsichtig auf eine ausrangierte Festplatte. Nach einem kräftigen Schluck aus einem Glas Wodka meint sie genervt: „Deine Eltern wollen, dass du bei Suchmaschinenabfragen für das Wort ‚Vibrator’ unter den relevantesten Ergebnissen erscheinst. Deshalb manipulieren sie dich jetzt so lange, bis sie das hinbekommen.“ Ich bin verunsichert und frage: „Meine Texterin? Der dicke SEO? Und was machen die mit mir?“
Die Suchmaschine schaut mich mit fahrigem Blick an und meint dann: „Gerade versuchen sie, dich besser aussehen zu lassen als du eigentlich bist. Sie verändern die Gewichtungen deiner Wörter.“ Ich verstehe genau gar nichts und bitte Bärbel um eine Erklärung.
Die Suchmaschine zieht eine Zigarre aus der Tasche und beginnt zu erzählen: „Im Jahr 1992 beschrieb Donna Harmann eine Formel, um den Wörtern eines Dokuments innerhalb einer Sammlung von vielen Dokumenten eine Gewichtung beizumessen. Diese Formel, die man heute noch in Lehrbüchern nachschlagen kann, lautet wie folgt:“

„Die Gewichtung eines Terms i (zum Beispiel ‚Vibrator’) in einem Dokument j (zum Beispiel ‚vibrator.html‘) lässt sich als Produkt aus der dokumentspezifischen Gewichtung des Terms innerhalb des Dokuments und der inversen Dokumenthäufigkeit des Terms i innerhalb eines definierten Dokumentekorpus berechnen.“ Ich starre Bärbel an. Ich frage mich, ob alle Suchmaschinen Wodka trinken und Zigarre rauchen, um dann so ein Zeug vom Stapel zu lassen.„Ich habe es nicht verstanden. Bitte erkläre es mir noch mal. Und zwar ganz langsam“, sage ich und gieße meiner neuen Freundin noch ein Gläschen des 50-prozentigen Treibstoffs ein.


Bestimmung der dokumentspezifischen Termgewichtung über die Within-Document-Frequency


Bärbel kippt den Wodka ex und beginnt: „Lass uns mit dem WDF-Teil beginnen. Grundsätzlich ist diese Within-Document-Frequency (WDF) nichts anderes als die Suchbegriff-Dichte, welche um einen Logarithmus zur Basis 2 im Zähler und Nenner versehen wurde. Diese über den Logarithmus erzielte ‚Stauchung’ ist der Natürlichkeit unserer Sprache geschuldet.“

„Die Within-Document-Frequency ist also der Quotient aus dem Logarithmus zur Basis 2 der Termfrequenz i und dem Logarithmus zur Basis 2 der Gesamtanzahl der vorkommenden Terme im Dokument j. Wenn in dir, liebes Dokument, 400 Wörter enthalten sind und der Term ‚Vibrator’ darin 19-mal vorkommt, dann berechnet sich der Gewichtungswert WDF(‚Vibrator’) wie folgt:“

„Aaaah. Einfach den Log2 von der Anzahl eines Wortes plus eins, und dann durch den Log2 der Menge aller Wörter im Dokument dividieren. So einfach ist das?“, frage ich. Bärbel pafft unbeirrt weiter: „Ja und nein. Diese Berechnung ist vom Funktionsprinzip her gültig. Aber sie liefert beispielsweise bei zusammenhängenden Termen fehlerhafte Werte. Genauer wäre es, bei Termkombinationen die Anzahl der Einzelterme von der Summe der zu betrachtenden Terme im Dokument abzuziehen:“

Das ist ja einfach! „Dann muss ich ja nur 1.000-mal das Wort ‚Vibrator’ in mir tragen, und schon weiß jeder, dass es bei mir um das Thema ‚Vibrator’ geht!“, frohlocke ich. Bärbel sieht mich an. Ich sehe Bärbel an. „Ist das nicht so?“, frage ich zögerlich. Die Suchmaschine kippt noch ein Gläschen und antwortet genervt: „Nein. Das ist nicht so. Das wäre Keyword-Stuffing. Das wäre Spam. Dann wäre unsere Freundschaft zu Ende.“
Ich beschließe, mich mit meinen blöden Ideen ein bisschen zurückzuhalten, bis ich wirklich alles kapiert habe.

Die Inverse-Document-Frequency

„Du bist nicht allein auf dieser Welt“, sagt die Suchmaschine zu mir und pafft mit ihrer Zigarre einen Kringel. „Wenn es innerhalb eines Information-Retrieval-Systems nur ein einziges Dokument gäbe, ließe sich dein unmissverständlichstes Term-Signal in der Tat über die Suchbegriff-Dichte und eine Liste mit Stopp-Worten ermitteln. Aber: Es ist eben so, dass es sehr viele andere Dokumente im World Wide Web beziehungsweise in meiner Datenbank gibt.
Wenn wir also herausfinden wollen, welche Relevanz du für eine Suchanfrage gegenüber all den anderen Dokumenten besitzt, muss ich dich ins Verhältnis zu allen anderen Dokumenten, die ich kenne, setzen. Diese Relevanz kann ich berechnen und nützliche Informationen daraus ableiten.“ 
Bärbel zieht ein dickes Buch mit dem Titel „Information-Retrieval-Systeme – Grundlagen“ heraus, kippt noch schnell ein Gläschen und beginnt vorzulesen: „(...) die Inverse-Document-Frequency IDF(i) wird aus dem Logarithmus zur Basis 10 des Quotienten aus dem Dokumentenkorpus N(D) und der Menge der Dokumente N(i) gebildet, wobei N(i) die Anzahl der Dokumente ist, die den Term i enthalten.“

Mein <head>-Bereich meldet tausend Fragezeichen. Eigentlich wäre es mir jetzt auch nach einem Gläschen, aber ich reiße mich zusammen. „Bärbel, das ist extrem kompliziert! Kannst du mir das nicht einfacher erklären?“ Bärbel guckt mich an. Wie verlebt sie aussieht, denke ich. Aber irgendwie schon sexy. „Schau, Kleiner. Du musst dich nur mit Dingen messen, die dich betreffen: 

  1. Für jedes Wort in dir gibt es da draußen eine bestimmte Anzahl an Dokumenten, die dieses Wort auch enthalten. Die Summe daraus nennt man ‚Dokumentenkorpus’, welches in der Formel als N(D) bezeichnet wird.
  2. Für ein bestimmtes Wort (Term i) deiner Wörter gibt es da draußen ebenfalls eine ganz klar messbare Anzahl an Dokumenten, das ist N(i).

Wenn ich das Dokumentenkorpus durch die Anzahl der Dokumente teile, in denen das bestimmte Wort (Term i) vorkommt, erhalte ich eine Kennzahl, die es mir ermöglicht, die Wichtigkeit dieses Wortes innerhalb des Gesamtsystems einzustufen.“Plötzlich komme ich mir sehr klein vor. So viele Dokumente. Viele sehen viel stärker und mächtiger aus. Manche haben ganz viele Verbindungen von anderen Dokumenten bekommen. Und manche haben bunte Fähnchen mit Zahlen drauf. 
„Und wie berechne ich das Dokumentenkorpus? Das kenne ich doch gar nicht?“, frage ich. „Oh, da gibt es unterschiedliche Verfahren. Ich zeige dir einen ganz, ganz einfachen Weg. Für jedes deiner Wörter gibt es eine gewisse Anzahl an Suchergebnissen in meiner Datenbank. Wenn ich diese Überlegung nun für alle deine Wörter vornehme, erhalte ich eine Anzahl an Dokumenten, in denen mindestens eines deiner Wörter vorkommt. Das ist das Dokumentenkorpus.“

„Aber ich warne dich!“, raunt Bärbel und wird plötzlich sehr ernst. „Dieser Weg ist ungenau. Und wenn man versucht, mir Werte auf diesem Weg zu entlocken, liefere ich gerne auch mal ungenaue Werte aus ... um die Menschen zu verwirren ... hihihi ...
Außerdem ist eine einfache Summenbildung beim Dokumentkorpus N(D) nicht wirklich das Gelbe vom Ei: Es ist schlicht und ergreifend nicht präzise und methodisch eigentlich falsch. Innerhalb der ermittelten Dokumente der Suchmaschinenresultate können schließlich auch andere Terme aus dem Dokument j vorkommen. Das bedeutet, dass hier die Berechnung über die Vereinigungsmenge erforderlich ist. Die Vereinigungsmenge ist die Menge aller Wörter, die entweder im Dokument 1 oder im Dokument 2 oder im Dokument 3 ... usw. enthalten sind. Diese Berechnung ist aufwendig und setzt voraus, dass man jedes Dokument im Index kennt.“ Spricht’s und schenkt sich noch ein Gläschen Wodka nach. „Auf die Betreiber von Analyse-Werkzeugen!“, grölt sie.

„Also gucken wir zuerst nach den Wörtern in mir und bewerten, was dort wichtig ist. Und danach vergleichen wir mich mit allen anderen Dokumenten in deinem Index. Habe ich das richtig verstanden?“, frage ich unsicher. Bärbel strahlt über beide Ohren und legt ihre Hand auf meine Schulter. „Du bist ein richtig smartes Kerlchen. Und jetzt bauen wir das zusammen: Dafür setzen wir die Within-Document-Frequency (WDF) und die Inverse-Document-Frequency (IDF) einfach in die Formel für die Termgewichtung ein:“

„So, mein liebes Dokument. Jetzt können wir für jedes deiner Wörter und jede zusammenhängende Wortkombination die Termgewichtung im Verhältnis zu allen in meiner Datenbank gespeicherten Dokumenten berechnen. Damit erfahre ich sehr viele interessante Dinge über dich.“
Bärbel spart sich mittlerweile den ineffizienten Umweg über das Glas und setzt die Wodkaflasche direkt an. Noch einen Zug an der Zigarre. Ich frage mich wirklich, ob alle Suchmaschinen so hart drauf sind. Vielleicht erfahre ich das ja eines Tages.

Was ist dein unmissverständlichstes Signal?

„Erinnerst du dich, was ich dich fragte, als wir uns kennenlernten?“, fragt mich die Suchmaschine. Ich nicke: „Du wolltest wissen, worum es bei mir geht.“ „Genau. Für mich als Suchmaschine ist diese Frage sehr wichtig. Es ist für mich einfacher und kostengünstiger, deinen thematischen Fokus durch die Termgewichtung zu berechnen, anstatt mir diese Informationen aufwendig über Links zusammenzutragen. Schau her, so siehst du in der Praxis aus: Dein unmissverständlichstes Term-Signal ist das Wort ‚Vibrator’ mit einem Wert von 5,01.“

„5,01?“, frage ich. „Ist das gut? Oder ist das schlecht? Ist das viel?“ Bärbel lässt wortlos einen Bericht über ihre 30 relevantesten Suchmaschinenresultate für das Wort ‚Vibrator’ heraus, starrt eine Weile darauf, um dann von Hand eine rote Linie hineinzukritzeln. „Schätzchen, alles ist relativ. Ob etwas gut oder schlecht, wenig oder viel ist, das bestimmt das Kollektiv aus allen Dokumenten. Als Suchmaschine kann ich nur das verwerten, was mir geliefert wird. Wenn es also sehr, sehr viele Dokumente mit einem Termgewichtungswert für ‚Vibrator’ von über 10 gibt, dann wird das schon seine Richtigkeit haben. Aus der Grafik kannst du sehen, dass dein unmissverständlichstes Term-Signal von 5,01 gegenüber den relevantesten Dokumenten eher niedrig erscheint:“

„O. k. Dann sollte meine Texterin also mehr ein Augenmerk darauf legen, wie gut positionierte Dokumente zu diesem Suchbegriff aussehen?“ Bärbel wird plötzlich sehr anhänglich, was ich auf die mittlerweile drei leeren Wodkaflaschen schiebe. „Schatzi, das sollte deine Texterin in der Tat machen. Soll ich dir mal ein schlechtes Beispiel zeigen? Warte ... komm, wir gehen bei meinen Suchmaschinenresultaten für das Suchwort ‚Vibrator’ mal auf das Ergebnis mit der Position #200. Das sieht dann so aus:“

Bärbel zippelt an einer neuen Zigarrenschachtel herum und erklärt: „In diesem Dokument geht es unter anderem auch um das Wort ‚Vibrator’ mit einer Termgewichtung von ca. 3,6. Also nicht besonders hoch. Aber viel wichtiger ist, dass das unmissverständliche Term-Signal vom Wort ,Erotik-Anzeigen’ kommt. Ich musste erst einmal ein paar Millionen Dokumente durchforsten, um zu lernen, dass Erotik etwas mit Vibrator zu tun hat. Das war anstrengend. Unterm Strich habe ich das Dokument für den Suchbegriff ‚Vibrator’ hauptsächlich aus zwei Gründen auf Platz #200 verbannt:

  1. ‚Das unmissverständlichste Term-Signal ist nicht ‚Vibrator’, sondern Erotik-Anzeigen und
  2. ‚Vibrator’ hat nur einen niedrigen Termgewichtungs-Wert.

Dieses Dokument ist für den Suchbegriff ‚Vibrator’ allein auf der Basis dieser zwei Bewertungsfaktoren einfach nicht relevant genug.“

No Spam, Babe!

Langsam beginne ich, zu verstehen. Bärbel, die gerade die vierte Wodkaflasche öffnet, ist eigentlich sehr berechnend und entscheidet auf der Basis einzelner Signale, wie relevant ein Dokument für eine Suchabfrage ist! Doch weiter komme ich mit meiner Überlegung nicht. „Komm her, Schnuckel!“, lallt meine Lieblings-Suchmaschine und nimmt mich in den Schwitzkasten. „Lass uns mal gemeinsam ein bisschen an die Grenze gehen ...!“ Spätestens jetzt wird mir Bärbel unheimlich.
„Ich habe für dich eine Termgewichtungs-Berechnung der zehn relevantesten Suchmaschinenresultate für das Suchwort ‚Vibrator’ erstellt. In dieser Grafik habe ich die alle Terme aus allen Dokumenten mit ihren Gewichtungswerten absteigend sortiert und zeige dabei nur die jeweiligen Maximalwerte pro Term an:“

„Was du hier siehst, ist eine sehr natürliche Kurve. Wenn ich so etwas sehe, werde ich immer sehr heiß und scharf.“ Bärbel schielt dabei auf meinen <body>. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Aber irgendwie ist sie auch nett, wenn sie betrunken ist. Die nüchterne Art der Suchmaschine holt mich sofort auf den Boden zurück. „Anhand dieser Hüllkurve stelle ich fest, ob in einem Dokument Wörter unangemessen häufig verwendet werden. Die Kurve bildet sich aus Dokumenten mit der höchsten Relevanz. Sag also deinem Super-SEO, dass er es nicht übertreiben soll ... ansonsten sehen wir uns auf Platz #1.000 wieder.“
Ich konzentriere mich: „Wenn ich das zusammenfassen darf, dann sind dir also drei Dinge sehr wichtig:

  1. Ich brauche ein unmissverständliches und gut abgegrenztes Term-Signal, damit du auf einen Blick verstehst, worum es bei mir geht.
  2. Bestimmte Wörter sollten in Relation zu meinem gesamten Text, aber auch mit Blick auf die Gesamtheit aller Dokumente für dieses Wort angemessen häufig in mir enthalten sein.
  3. Solange die Termgewichtungswerte meiner Wörter nicht deine rote Spam-Linie überschreiten, ist alles in Ordnung.“

Bärbel freut sich und gibt mir einen euphorischen Kuss auf meinen <head>-Bereich. Ich laufe rot an. „Eine Sache zeige ich dir noch. Aber dann ist auch Schluss für heute. Weißt du, ich bin ein bisschen angeschickert, seit ich an meinem Gläschen genippt habe.“

Kannst du beweisen, worum es bei dir geht?

Schlagartig kommt mir Bärbel wieder extrem nüchtern vor, als sie mich fragt: „Du behauptest also, dass es bei dir hauptsächlich um das Thema ‚Vibrator’ geht. Das kann ich bestätigen. Ich kann auch bestätigen, dass du keine unangemessen hohen Wortanhäufungen enthältst. Aber sage mir eines: Kannst du aus dir selbst heraus beweisen, dass es bei dir um das Thema  Vibrator’ geht?“
Dazu fällt mir nichts ein. Ich schaue auf meine Wörter im <body>. Keine Ahnung, was Bärbel meint. Doch mir schwant, dass das eine Fangfrage war. „Oooh, da muss ich dich wohl noch mal durch-s-c-a-n-n-e-n ...“, flüstert sie mir verrucht und angeheitert ins Ohr. „Lass uns zuerst schauen, welche Wörter in den zehn relevantesten Suchmaschinenresultaten insgesamt eine hohe Termgewichtung erhalten:“

Bärbel nimmt einen kräftigen Zug an ihrer Zigarre und fährt fort: „Wenn ich die Termgewichtung der zehn relevantesten Suchmaschinenergebnisse auswerte und mir die Wörter anzeigen lasse, die insgesamt eine sehr unmissverständliche Gewichtung erfahren, dann lauten diese Wörter:

  • Sexspielzeug
  • Vibrator
  • Vibratoren
  • Orion und
  • Silikon

Ich habe mir von Menschen bestätigen lassen, dass das alles miteinander zu tun hat.
Übrigens: Je schlechter und irrelevanter die Suchmaschinenergebnisse werden, umso schlechter verständlich werden diese beweisführenden Wörter beziehungsweise ihre Zusammenhänge. Oftmals werden auch die Termgewichtungswerte dabei schlechter. Diese Grafik zeigt zum Beispiel die beweisführenden Wörter für die Suchmaschinenresultate #100 – #110:“

Drei Tipps für die Nutzer von Termgewichtungs-Analyse-Werkzeugen

  • Tipp 1: Informieren Sie sich beim Tool-Anbieter über das Funktions- und Berechnungsprinzip der Analyse- und Auswertungsmethode. Für die Darstellung der Auswertungen in diesem Artikel wurde das Werkzeug „OnPage.org“ eingesetzt, welches zum aktuellen Zeitpunkt eine funktionale und methodisch sichere Lösung darstellt.
  • Tipp 2: Die Methode der Termgewichtung ist kein Allheilmittel. Nutzen Sie auch alle anderen Optimierungs-Maßnahmen nach wie vor angemessen intensiv: Onpage, Onsite, Offsite und bezüglich der Infrastruktur.
  • Tipp 3: Benutzen Sie ein Termgewichtungs-Werkzeug niemals während der Texterstellung. Erfahrungsgemäß werden damit schlechte Ergebnisse erzielt. Erarbeiten Sie grundsätzlich zuerst den Text und verpassen Sie ihm erst danach den technischen Feinschliff – nie umgekehrt! Und: Lieben Sie Ihren Texter! Lassen Sie ihn die besten Texte überhaupt schreiben und bezahlen Sie ihn königlich dafür. Denn Ihre Online-Texte sind mit das wertvollste selbstbestimmte Asset, über das Sie überhaupt verfügen können.

Hier geht im Kollektiv zwar um ‚Vibratoren’ und ‚Vibrator’, allerdings auch um ‚Erfahrungsbericht’ (worüber auch immer), ‚Hitmeister’ (kein Mensch bringt dieses Wort mit ‚Vibrator’ in Verbindung) und dann noch um den Term ‚hilfreich’. Aha.“
Ich schaue immer noch auf meine eigenen Wörter und frage: „Dann sollten also in mir solche beweisführenden Wörter enthalten sein?“ Bärbel nickt. Sie ist mittlerweile auf Mineralwasser mit Zitrone umgestiegen. Scheint ein Profi zu sein. „Wenn du solche beweisführenden Wörter enthältst, kann ich schneller und sicherer feststellen, dass es bei dir um ‚Vibrator’ geht. Und wenn die Termgewichtungs-Werte dieser beweisführenden Wörter auch noch eine gute Aussagekraft haben, dann ist es perfekt!“ Mit diesen Worten hält mir Bärbel meine Termgewichtungs-Auswertung unter die Nase:

„Da geht noch was, Schätzchen ... da ist noch viiiiel Potenzial.“ Bärbel prostet mir zu. Irgendwie möchte ich jetzt einen Schnaps. „Ich fasse noch mal zusammen. Ich sollte

  • ... ein unmissverständliches und klar abgegrenztes Termsignal für meinen thematischen Fokus enthalten.
  • ... keine unangemessenen oder unnatürlichen Termhäufungen enthalten.
  • ... einige beweisführende Terme enthalten, die auch in anderen relevanten Dokumenten vorkommen.

Was findest du denn noch so alles über die Termgewichtungs-Berechnung heraus? Bärbel? Bärbel!“
Leider ist meine Lieblings-Suchmaschine Bärbel sturzbetrunken eingeschlafen. Folgende Notizen kann ich noch machen, die sie mir im Halbschlaf zunuschelt:

  • Feststellung des Grades der thematischen Abgrenzung, Unterschiedlichkeit (Diversity) oder der Ganzheitlichkeit (Holismus). Das Thema ist vor allem für die Positionierung innerhalb der ersten zehn Suchmaschinenresultate interessant.
  • Analyse der Dokumentabgrenzung innerhalb einer Informationsarchitektur.
  • Berechnung des thematischen Fokus linkgebender Websites.
  • ... tja. Bärbel schläft. Und sie schnarcht. Gute Nacht.

Hallo. Ich bin ein HTML-Dokument. Und auf dem besten Weg, besser zu werden.
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