Reputationsfalle Google Suggest – Chancen, Risiken und Einflussnahme

Markus Koczy
Markus Koczy

Markus Koczy ist Geschäftsführer der Berliner SEO-Agentur AKM3 GmbH. Vor Gründung der AKM3 GmbH arbeitete er unter anderem für die Rocket Internet GmbH im Bereich SEO. Die AKM3 GmbH berät Unternehmen in den Bereichen SEO, SEM, SMM und Reputation-Management. Insbesondere ist die AKM3 GmbH auf internationales Linkmarketing in Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Italien und England spezialisiert.

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Andre Alpar
Andre Alpar

Andre Alpar ist seit über 20 Jahren unternehmerisch im Bereich Online-Marketing tätig. Er hat unter anderem die ehemals 170-köpfige Performance-Marketing-Agentur AKM3 gegründet, welche nach dem Verkauf an Publicis zum wesentlichen Bestandteil von Performics wurde. Heutzutage ist er als Investor, Fachautor (über 50 veröffentlichte Fachartikel), Keynote Speaker (über 150 Fachvorträge) und Podcaster (#askOMR) aktiv.

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Wahrscheinlich sind jedem Google-Nutzer die Suchempfehlungen, die Google Suggest bei der Eingabe einer Suchanfrage ausgibt, bereits aufgefallen. Neben Vorteilen wie der Zeitersparnis bei Webrecherchen birgt das Feature auch Risiken – beispielsweise negative Suchempfehlungen, die der Online-Reputation des betroffenen Unternehmens Schaden zufügen können. Im folgenden Artikel stellen wir Chancen und Risiken vor und unterbreiten Vorschläge, wie sich die Risiken minimieren lassen.

Was ist Google Suggest?

Bei Google Suggest („to suggest“ = „empfehlen“) handelt es sich um ein mittlerweile bekanntes Feature – startet man mit der Eingabe einer Suchanfrage in die Suchmaske bei Google, so vervollständigt die Funktion automatisch die Anfrage mit häufig gesuchten Begriffen mittels eines Drop-down-Menüs. Möchte man sich beispielsweise über einen Kredit informieren und gibt in die Suchmaske [kred] ein, so schlägt Google dem Suchenden unter anderem die Begriffe „kredit“, „kreditrechner“, „kreditkarte“, „kreditvergleich“ etc. vor. Wie viele andere innovative Features von Google geht auch Google Suggest (bzw. Google Autocomplete, wie das Feature offiziell von Google benannt wurde) auf die 20 %-Regelung der weltweit größten Suchmaschine zurück – Mitarbeiter dürfen 20 % ihrer Zeit in die Entwicklung von Innovationen investieren, denen während der normalen Arbeitszeit nicht hinreichend nachgegangen werden kann. 2004 entwickelte Googles Softwareentwickler Kevin Gibbs in genau dieser kreativen Zeit Google Suggest. Zunächst wurde das Empfehlungssystem in der Firefox Search Box, der Google Toolbar und der YouTube-Suche eingesetzt und getestet, ehe Google Suggest 2008 in die Google.com-Suche und 2009 auch in die deutsche Google-Suche implementiert wurde.

Bei Einführung des Features war sich die Internetszene unsicher, ob man lachen oder weinen sollte. Während Pessimisten den endgültigen Tod der Suchmaschinenoptimierung heraufbeschworen, überlegten andere, welche Vorteile sich durch die Suchempfehlungen von Google Suggest gewinnen ließen bzw. wie sich die Google-Empfehlungen beeinflussen ließen. Auf genau diese Fragestellungen möchten wir im vorliegenden Artikel eingehen. Um zu verstehen, wie man einen Nutzen aus Google Suggest ziehen kann, werden allerdings zunächst die Funktionsweise sowie die Rankingfaktoren erläutert. Da das Thema Google Suggest trotz seiner dominanten Integration in der deutschen SEO-Literatur noch relativ stiefmütterlich behandelt wird, haben wir uns bei unserer Recherche insbesondere auf amerikanische Literatur und eigene Erfahrungen gestützt.

Wie funktioniert Google Suggest?

Die Suchbegriffsvorschläge bieten dem Suchenden laut Google-Hilfe (akm3.org/autocomplete) insbesondere folgende vier Hilfestellungen:

  1. Die Empfehlungen helfen bei der Formulierung der Suchanfrage. Plant man seinen New-York-Urlaub und möchte nach „flüge new york“ suchen, empfiehlt Google Suggest unter anderem „flüge new york berlin“ und „flüge new york frankfurt“. Somit kann die Anfrage schon im ersten Schritt ohne vorangegangene Recherche möglicher Abflughäfen verfeinert werden.
  2. Rechtschreibfehler werden korrigiert. Bei der Suchanfrage „frieseur“ empfiehlt Google Suggest unter anderem „friseur“ und reduziert somit Zeitaufwand und die Nutzung der „Meinten Sie?“-Funktion.
  3. Durch die Empfehlungen spart der Suchende die Zeit, die er für die Eingabe der gesamten Suchanfrage benötigt. Voraussetzung hierfür ist jedoch natürlich, dass die gewünschte Suchanfrage innerhalb der Vorschläge auftaucht.
  4. Ist der Suchende in seinem Google-Konto eingeloggt und hat er das Webprotokoll aktiviert, so werden häufige Suchanfragen gespeichert und der Suchende erhält individualisierte Empfehlungen.

Wie man den von Google vorgestellten Vorteilen von Google Suggest entnehmen kann, ist das Hauptziel des Features, dem Suchenden noch mehr Komfort und Zeitersparnis zu bieten.

Webseitenbetreiber können anhand der Refferer URL (GLOSSAR) herausfinden, ob Besucher die Google-Suggest-Funktion genutzt haben. Der Parameter q= gibt weiterhin die Suchanfrage an, mit der der Besucher auf die Webseite gestoßen ist. Der Parameter aq= verweist auf die Position des Suchbegriffs in der Empfehlungsliste (beginnend bei „0“) und der Parameter oq= benennt die originale Suchanfrage. Hat der Besucher beispielsweise „kredit“ eingegeben, und hat auf das in den Suchempfehlungen an vierter Stelle genannte Keyword „kreditvergleich“ geklickt, so würde die Referrer URL in etwa folgendermaßen lauten:

http://www.google.de/#hl=de&q=kreditvergleich&aq=3&oq=kredit

Mit diesem Wissen ist es für Webseitenbetreiber leicht herauszufinden, inwiefern Besucher die Suggest-Funktion nutzen, über welche Keywords sie auf ihre Seite gelangen und was die anfängliche Suchabsicht des Suchenden war. Doch um die erlangten Informationen effizient nutzen zu können, sollte man sich der Rankingfaktoren von Google Suggest bewusst sein. Andernfalls ist es nicht abwegig, Zeit und Geld in Optimierungsmaßnahmen von Begriffen zu investieren, die nur kurzfristig in den Suchempfehlungen auftauchen.

Wie werden die Vorschläge von Google Suggest ermittelt?

1. Suchhäufigkeit, Suchverhalten und Suchfrequenz

Wie Google selbst offenbart, handelt es sich bei sämtlichen Empfehlungen um Suchphrasen, die bereits von anderen Google-Nutzern eingegeben wurden. Offensichtlich ist also die Anzahl der Suchanfragen ein besonders relevantes Rankingkriterium für die Google-Suggestions. Außerdem fließt das Suchverhalten der Suchenden in die Bestimmung der Suchempfehlungen ein. Am Beispiel der für den Sommerurlaub obligatorischen Urlaubsplanung wollen wir erläutern, wie Google das Suchverhalten auswertet und somit die Empfehlungen für den Suchenden automatisch berechnen könnte.

Zunächst entscheidet man sich für die allgemeine Form der Suche – man gibt den naheliegenden Suchbegriff „urlaub“ in die Suchmaske ein. Vermutlich wird man in den Suchergebnissen nicht direkt den passenden Urlaubsort finden, sodass man die Suchanfrage durch das Urlaubsziel (beispielsweise „urlaub mallorca“) verfeinert. Hat man sich entschieden, sich fernab vom Kampf um Strandplätze zu erholen und eine Finca zu mieten, so wird man bei den Ergebnissen der Suchanfrage „urlaub mallorca“ evtl. durch viele Hotels in direkter Strandlage enttäuscht – daher verfeinert der Suchende seine Anfrage ein weiteres Mal und sucht nach „urlaub mallorca finca“ (vgl. Abb. 2-4).