Exnovation und Innovation

„Exnovation ist der absichtsvolle Prozess, in dem gezielt Produkte, Technologien, Politik, Praktiken, Institutionen oder Strukturen in einem System reduziert oder gänzlich zurückgenommen werden.“ Ist nach Jahren der Innovation nun ein Umdenken notwendig? Wohl eher nicht. Die Autorinnen stellen schnell klar, dass Exnovation nicht der Ersatz von Invention, Durchsetzung und Verbreitung einer Innovation sein wird, sondern eine notwendige und sinnvolle Ergänzung. Wegdenken und dann auch weglassen, Verzicht als Option. Bevor an zwei sehr unterschiedlichen Bereichen sehr konkrete Beispiele und Anwendungsgebiete aufgezeigt werden, wird in diesem Buch eine sehr fundierte Herleitung und Grundlage zu diesem erst einmal exotisch anmutenden Thema präsentiert. Der enge Bezug zu Fragen der Nachhaltigkeit wird schnell klar, auch wenn Exnovation einen deutlich darüber hinausgehenden Fokus hat. Nicht nur Dinge, sondern auch Einstellungen und Prozesse können mit einem Ablaufdatum versehen werden, um „machen, weil schon immer gemacht“ oder „verwenden, weil es halt da ist“ zu vermeiden. In einem der Beispiele wird ein „Ideenfriedhof“ aufgezeigt, auf dem auch erfolgreiche Produkte begraben werden, um Platz zu machen für Innovation. Vielfalt an sich ist kein Wert, Überforderung von Kunden wirtschaftlich nicht anzustreben. Aufhören und gehen, wenn es am besten ist; „more less“ als mindset. Wie dies nicht nur im wirtschaftlichen Umfeld, sondern auch in Religionsgemeinschaften, Hochschulen, der Bundeswehr Anwendung finden kann und muss, zeigt eindrucksvoll die Breite des Ansatzes – und bringt den Lesern zusätzliche Inspiration. Zusätzlich sollte man das Buch jedem Bürokraten schenken, was wären das für Aussichten! (Michael Müßig)