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Editorial

Third-rate-Propaganda?

Google hat einen neuen Algorithmus angekündigt, der Seiten treffen soll, die übermäßig für Suchmaschinen optimiert sind. Die Reaktionen darauf im Web waren völlig unterschiedlich. Ein Teil der Netzgemeinde nahm die Ankündigung durchaus positiv auf und freut sich darauf, dass nun möglicherweise endlich die gern als „Informationsschrott“ bezeichneten Seiten aus den Ergebnislisten fallen. Andere vermuten hinter der Ankündigung reflexartig und vielleicht zur Selbstberuhigung eine Nebelkerze, die Matt Cutts, oberster Rankinghüter bei Google, angeblich so gern wirft.

Strategisch gesehen würde eine solche bewusst gestreute Fehlinformation sicher wenig Sinn machen. Man darf getrost davon ausgehen, dass Google sich nicht absichtlich selbst lächerlich macht. Vernünftige Gründe für eine Luftankündigung lassen sich auch bei längerem Nachdenken schwerlich finden – außer vielleicht, man überwache jetzt halt einfach alle Websites, um zu erkennen, wo hektische Betriebsamkeit ausbricht. Bei den millionenfachen Änderungen, die weltweit auf Webseiten sowieso ständig vorgenommen werden, wäre dies wohl algorithmisch gesehen ein ebenso hoffnungsloses wie albernes Unterfangen.

Viel wahrscheinlicher ist, dass man diese Ankündigung veröffentlichte, um betroffenen Unternehmen etwas Zeit zu geben, damit diese ggf. noch rechtzeitig reagieren zu können. Google wird von Kennern eigentlich nicht nachgesagt, dass man dort etwa in „fieser“ Absicht oder mit einem hämischen Grinsen Filter einbaut, die den betroffenen Seitenbetreibern innerhalb von Sekunden durch ein De-Ranking dauerhaft die Existenz ruinieren. Das Gegenteil ist der Fall. Wie ich aus vielen Gesprächen zu wissen glaube, sorgt man sich dort eher darum, dies gerade eben nicht ungerechtfertigt zu tun. Wer allerdings auf Methoden zurückgreift (oder seine SEO-Agentur dies tun lässt), die Google in seinen für jeden einsehbaren Richtlinien strikt ablehnt, der muss sich bei dem neuen „SEO-Algorithmus“ im Fall der Fälle möglicherweise tatsächlich trotz des herannahenden Frühlings wärmer anziehen.

Google empfiehlt, in den Webmaster-Tools eine zustellbare E-Mail-Adresse zu hinterlegen, und hat erst vor Kurzem versprochen, noch mehr als früher alle dort registrierten Webmaster per E-Mail zu warnen, wenn auf deren Seiten Dinge auftauchen sollten, die kritisch sein könnten. Die Hardcore-Spammer werden aller Voraussicht nach keine solche Warnmeldung bekommen, Webmaster aber, die sich eventuell unbewusst an der „Grenzlinie“ befinden, vielleicht schon. Mein gut gemeinter Rat ist, Google diese Möglichkeit eines Warnschusses per E-Mail zu ermöglichen. Wer weiß schon, ob er sich nicht gerade durch diese Maßnahme den weiteren „Online“-Lebensunterhalt sichern kann?