Social Navigation

Wenn sich in einem Buch Überschriften wie „Theoretische Modellierung des Social Navigation-Prozesses“ oder „Diskussion der Ergebnisse auf Meso- und Makroebene“ finden, neigt der Praktiker zu einem schnellen „Ist nichts für mich“. Im vorliegenden Fall sicher ein Fehler, wenn man sich mehr als oberflächlich mit dem Thema Social Networks auseinandersetzt. An bekannten Beispielen wie „Rücktritt des (Dr.) von Guttenberg“ wird in einer interessanten Darstellung der Unterschied zwischen „Rezeption“, „Bewertung“, „Weiterleitung“ und „Produktion“ als eigenständige Social-Navigations-Elemente hergeleitet und vertieft. Dabei werden nicht nur Social Networks im engeren Sinne wie Facebook und XING, sondern das ganze Repertoire der Web-2.0-Plattformen eingebunden. Medieninhalte, Aktivation und Wissen werden ebenso in das Modell eingebracht wie Beziehungsebenen und „parallele Kommunikation“ in der realen Welt. Der im Social-Media-Umfeld vorgebildete Leser erfährt häufig einen „Aha-Effekt“, da es den Autoren gelingt, stringente Wirkungsketten aufzuzeigen, die man zwar schon selbst immer wieder beobachtet hat, aber deren fundierte Gesamtsicht im Tagesgeschäft häufig auf der Strecke bleibt. Der wissenschaftliche Background in der Darstellung sollte nicht abschrecken. Und man kann das Kapitel mit der genauen Beschreibung der Feldforschung und deren methodischen Aufbaus getrost überspringen. Was bleibt, ist ein tief gehender Blick in die Gesamtzusammenhänge der Kommunikationsabläufe in der großen Social-Media-Welt. Unbedingt zu empfehlen für alle, die aus anderen Quellen die Einzelfacetten der Plattformen und Einsatzgebiete schon zur Genüge kennen.

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