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Editorial

Was hat die Werbung von Ratiopharm mit KI-Tools zu tun?

Die letzten Tage und Wochen musste ich des Öfteren an die Ratiopharm-Werbung im Fernsehen denken. „Gibt‘s da nicht was von Ratiopharm?“, fragten Menschen in der Apotheke. Und wenn ich heute auf Veranstaltungen und Konferenzen bin, fällt mir dieser Spruch wieder ein. „Gibt’s das nicht auch mit KI?“ Kein Vortrag, kein Gespräch, keine Diskussion, in der KI nicht vorkommt. Jeder ist auf der Suche nach dem nächsten heißen KI-Tool, dem besten Superpromt oder eine neuen Anwendungsidee, wie man das, was man täglich macht, bequem per Knopfdruck erledigen könnte. Ein SMX-Teilnehmer hat mir am Abend auf der Party erzählt, dass seine Frau bei einer Versicherung arbeitet und er ihr gezeigt hat, wie sie einen Großteil ihrer Arbeit von ChatGPT erledigen lassen kann. Jetzt mache sie jeden Morgen während der üblichen Videokonferenzen ihre Yogaübungen im Homeoffice, da man dort die Kamera nicht einschalten müsse.

Auf einer anderen Konferenz empfahl ein Suchmaschinenoptimierer, dass und wie man ChatGPT auch für Datenauswertungen und Berichte einsetzen könne. Große CSV hochladen, ich brauche das so und so als Bericht mit Grafiken. Bämm, fertig. Gut, er relativierte, dass die Ergebnisse bei einer Wiederholung auch schon mal abweichen und dass irgendwie immer ein wenig anders gerechnet würde. Man müsse halt hinsehen und nachrechnen, ob das so stimmt. Wird Ihr Mund jetzt trocken, während Sie das hier lesen? Ich hab Staub gehustet.

Die Anbieter von KI-Systemen faken uns mittlerweile Bilder oder Anwendungsvideo, was die Systeme alles vollbringen (könnten, in der Zukunft). Ein Entwicklerteam von Microsoft hat sich heftig blamiert, als es ein KI-erzeugtes Bild für ein Posting verwendet hat. Google zeigte auf einer Konferenz live, wie gut die hauseigene KI einem beim Erstellen von Kampagnen unterstützt. Das war mutig, denn live kann alles Mögliche passieren. Die Zuhörer waren fasziniert, endlich einfachere, endlich weniger Arbeit. Ich war damit beschäftigt, ein Foto von den zwei Händen zu machen, welche die KI einem kleinen Mädchen hingeneriert hat. Das gruselige Bild finden Sie im Newsteil gleich ein paar Seiten weiter. Ich bin nicht sicher, wie viele der ca. 800 Anwesenden das auch bemerkt haben – gehört oder gelesen darüber habe ich jedenfalls nichts in den sozialen Medien. Das ist dann aber auch der Punkt, auf den ich hinaus möchte. KI nimmt uns viel Arbeit ab, künftig sicher noch mehr als heute. (Zu) viele nutzen sie aber noch viel zu unkritisch und lassen die nötige Sorgfalt vermissen, bevor sie die Ergebnisse weitergeben. Vergessene Promts im Content durch Copy & Paste, Hände mit sechs Fingern oder falsche Logos sind ja nur die sichtbare Spitze des KI-„#Fail-Eisbergs“. Wie viele Fehler bemerkt niemand?

Bleiben Sie kritisch und bleiben Sie wachsam. Wenn Sie ein U haben wollen, lassen Sie sich kein X verkaufen. KIs können wunderbare Dinge tun, aber es braucht genügend Wissen bei uns Menschen, damit der Einsatz wirklich Erfolg bringt. Daher finden Sie in dieser Ausgabe wieder feinstes Wissen von echten Expertinnen und Experten. Viel Spaß beim Lesen!